Dieses unpopuläre Thema möchte ich heute aufgreifen, da ich gerade wieder in einer Diskussion erlebt habe, dass es doch den einen oder anderen betrifft und vor allen Dingen tatsächlich Angst oder große Sorgen macht. Es macht den Menschen Angst, wenn sie feststellen, dass andere sich an Gespräche auf eine andere Art und Weise erinnern als sie selbst.
Nie im Leben habe ich das gesagt …
Zum Beispiel sagt ein Kunde zu dir: Du hast mir dies und das gesagt und ich habe mich danach gerichtet, weil ich dachte, das es stimmt.
Doch du bist dir ganz sicher: Nie im Leben hättest du so etwas gesagt!
Das passiert tatsächlich, ich kenne diese Situationen aus eigener, leidvoller Erfahrung. Damals hat mich das wirklich in blanke Panik versetzt und ich bekam Angst, dass mein Gehirn nicht mehr funktioniert. Denn es ist wieder und wieder in meiner täglichen Praxis vorgekommen.
Zum Beispiel sagte meine Mitarbeiterin: Ja, aber den Abschluss, den haben sie doch vorbereitet. Oder: Ja, aber da hatten wir doch gesagt, wir machen dieses oder jenes.
Ich dachte nur: Wirklich?!
Nachdem das gehäuft vorgekommen ist, hat mir das richtig Angst gemacht und ich dachte:
Mein Gott, was, wenn mein Gedächtnis nicht mehr funktioniert? Was, wenn ich mich auf mich selbst nicht mehr verlassen kann?
In meinem Beruf als Steuerberaterin ein absolut 100%iges No-Go. Da meine Familienhistorie außerdem Alzheimer vorweisen kann, bescherte mir das natürlich doppelte Panik und doppeltes Entsetzen.
Ist das wirklich ein Gedächtnis-Problem?
Falls du diese Momente einmal, mehrmals oder vielleicht momentan relativ häufig erlebst, dann ist es mir wichtig, dir heute ein paar Erfahrungen dazu mitzugeben.
Natürlich kann so etwas eine klinische Ursache haben und ich bin kein Arzt oder Psychologe. Also, wenn du nur ansatzweise den Verdacht hast, dass bei dir körperlich irgendetwas nicht in Ordnung ist, dann tu dir und allen anderen bitte den Gefallen und lass das medizinisch abklären. Zu deiner Sicherheit, aber auch zu der Sicherheit für alle anderen.
Trotzdem möchte ich heute einen anderen Gedanken ins Spiel bringen:
Es kann klinische und gesundheitliche Ursachen haben, muss aber nicht.
In meinem Fall war es tatsächlich nicht so. Nachdem ich es für mich realisiert und verarbeitet hatte und diese Panik ein Stück weit loslassen konnte, ließ sich das Phänomen wieder relativ leicht beheben.
Stress bringt dein Gedächtnis aus dem Takt
Bei mir war es „schlicht und einfach“ ein Stresssymptom, da ich über einen längeren Zeitraum sehr stark unter Druck und Stress gestanden habe.
Wir Unternehmer müssen oft in einer unglaublich hohen Taktung Gespräche führen, Anweisungen geben, Entscheidungen treffen oder Dinge erklären. All das passiert in unglaublich hoher Frequenz.
Speziell meine lieben Steuerberater, die hier vielleicht mitlesen, haben in den letzten Jahren auf das ohnehin fast schon unmenschliche Pensum noch mal richtig viel draufgelegt bekommen. Doch ihr habt es großartig gemeistert und ihr seid den ganzen Weg gegangen und bis hier gekommen.
Wenn auch ihr nun solche Symptome kennt, ist es möglicherweise einfach so, dass euer Geist, euer Körper und eure Seele ein wenig mehr Ruhe brauchen.
Ja, ich weiß, das ist jetzt unglaublich leicht gesagt. Wie soll ich denn in diesem Alltag jetzt noch Ruhe finden? Wie soll das funktionieren? Wenn ich Zeit hätte, mich auszuruhen, dann würde mir das alles nicht passieren. Dann würde ich mich nicht so schlecht fühlen. Dann würde auch alles funktionieren und es wäre nicht so ein Stress und so ein Druck.
Es ist mir klar, dass es furchtbar leicht dahingesagt klingt, wenn ich sage:
Es ist eine Entscheidung, ob du dir selbst die Chance gibst, dich ein Stück weit zu erholen, um die nächste Wegstrecke mit mehr Kraft, mehr Energie und auch einfach mehr geistiger Kapazität gehen zu können.
5 Minuten sind ein toller Anfang
Was ich für mich feststellen konnte ist, dass mein Körper und auch mein Gehirn schon unglaublich dankbar sind für winzig kleine Schritte, mit denen ich ihnen entgegengekommen bin. Zum Beispiel erlaubte ich mir: Okay, dann sind es eben nur kleine 5-Minuten-Pausen, mit denen ich anfangen kann. Es hilft schon, einfach nur mal zwischen zwei Aufgaben aufzustehen und fünf Minuten am Fenster zu atmen.
Da darf dann auch kein Mitarbeiter hineinkommen und sagen: Oh, wo Sie gerade eine Pause machen … .
Dies sind wirklich die Momente, in denen du für dich einfach mal runterkommst und in denen du auch nicht zwingend deine eigenen Gedanken steuern musst. Deine Momente, in denen du einfach mal ausatmest. Auch dein Kopf darf ausatmen und denken, was er gerade will.
Diese kleinen Momente bringen schon unglaublich viel.
Die Informationen sind nicht weg – nur verlegt
Während dein Hirn eine ganze Weile im Overload-Modus unterwegs war, hat es genau deswegen nichts anderes getan, als Prioritäten zu setzen. An die wirklich wichtigen Dinge hast du dich immer erinnert.
Aber Dinge, die du nebenbei und zwischen Tür und Angel mit erledigt hast, die hat dein Gehirn einfach nicht als so wichtig eingestuft, dass sie jetzt in diesem Moment abrufbar sind.
Die Information ist nicht weg. Du hast nur momentan gerade keine Ahnung, in welcher Schublade du sie versteckt hast.
Das ist ein Teil der Beruhigung, die ich dir heute mitgeben möchte. Das kommt wieder. Du kannst deine Fähigkeit Informationen zu finden wieder erlangen und wenn es nicht klinisch ist, gibt es keinen Grund zur Panik.
Lass dich nicht verunsichern
Ein zweiter Aspekt ist dabei ebenfalls sehr wichtig:
Wenn du in diesen Momenten denkst: nie im Leben habe ich das gesagt! – dann ist die Wahrscheinlichkeit sehr, sehr hoch, dass du das wirklich nie so gesagt hast.
Denn, auch wenn du unter Stress stehst, handelst du immer noch nach deinen eigenen Werten, Grundsätzen, bestem Wissen und Gewissen.
Das heißt, das, was derjenige behauptet, hast du vermutlich tatsächlich so nicht gesagt. Du musst nicht an dir selber zweifeln und denken, dass du irgendetwas gesagt hättest, was auf keinen Fall sein kann.
Möglicherweise hast du aber etwas gesagt, was man vielleicht so verstehen kann. Derjenige, der dir dann zugehört hat und vielleicht ebenfalls unter Stress stand, hat deine Aussage dann einfach so interpretiert, wie er es eben gerade in diesem Moment aufgenommen hat.
In diesen Fällen hat keiner zwingend etwas falsch gemacht, ihr habt nur beide in dieser Gesprächssituation möglicherweise nicht die Ruhe und Sorgfalt walten lassen, die dazu notwendig gewesen wäre.
Auch das ist ein Stresssymptom und in einem überbordenden Alltag manchmal einfach normal und kann passieren.
Lies die Signale
All diese Dinge sind normal, aber natürlich auch ärgerlich. Wenn du sie nun entdeckst und nicht willst, dass dir das jemals wieder passiert, dann sind sie für dich das Signal, dass du etwas ändern darfst.
Auch wenn du im ersten Moment vielleicht nicht weißt, wo du den Hebel ansetzen sollst, heißt das nicht, dass es keinen Hebel gibt.
Wenn du vielleicht gerade an dem Punkt bist, an dem ich damals war, möchte ich dir heute Mut machen: Vielleicht ist es nicht so schlimm, wie du denkst. Vielleicht reicht es aus, einfach mal die Hand auszustrecken und zu sagen: Kann mir mal bitte eben jemand von der Leitung runter helfen. Ich brauche einen kleinen Schubs in die richtige Richtung, damit ich den ersten Schritt machen kann.
Wenn du dir das wünschst, dann bin ich natürlich gerne für dich da. Wenn du dir eine kleine Auszeit nehmen möchtest, in der du ein paar Ideen bekommst, welche Schritte dir helfen, um mit deiner Kanzlei in ruhigere Fahrwasser zu kommen, dann schau gerne auch in der kommenden Masterclass vorbei.
Dort gebe dir einige Impulse, mit denen du deinen Alltag ein Stück weit so steuern kannst, dass du mehr Ruhe in deinen Alltag bringst, damit du mehr von den Momenten erleben kannst, in denen dein Gehirn entspannen darf und in denen du auch die Zeit findest, Gespräche in Ruhe und mit Sorgfalt führen zu können.
Die Informationen zur Masterclass findest du hier: https://benita-koenigbauer.de/wunschkanzlei-masterclass/
Wenn also jemand etwas anderes verstanden hat, handelt es sich hier nicht zwingend um einen geistigen Ausfall deinerseits, sondern in den meisten Fällen einfach um ein Missverständnis. Und Missverständnisse kann man klären.
Diesen Mut möchte ich dir heute machen. Falls das die Botschaft war, die du jetzt gerade gebraucht hast, dann macht mich das gänsehaut-glücklich. Denn ich erinnere mich sehr, sehr gut an den Tag, an dem mich die Panik befallen hat, das wünsche ich niemandem.
Also, falls du jetzt gerade an dem Punkt bist, hoffe ich, dass ich dir ein bisschen Mut machen und ein bisschen mehr Selbstvertrauen geben konnte und du für dich den nächsten Schritt gut findest.
Schenke dir etwas Ruhe und Verständnis – du hast es verdient
Liebe Grüße
Deine Benita