Once upon a time … wie alles begann

Meine Geschichte beginnt mitten im Umbruch der Bankenlandschaft vom vertrauten Ansprechpartner und Finanz- bis Lebensberater für vertrauensvolle und treue Kunden, zu Vertriebsorganisationen, die in erster Linie den Shareholder Value im Auge behalten und nicht mehr unbedingt den Kunden und seine Bedürfnisse. So zumindest kam es mir vor.

Meine Kunden liebten mich, meine Vorgesetzten seufzten und runzelten ihre Stirn angesichts meiner chronischen Beratungsmacke und Verkaufsunlust. Da ich damit eine komplette Fehlbesetzung in der Privatkundenbetreuung darstellte, schien es mir nur logisch, mir eine neue Spielwiese zu suchen. Bis zum Abitur“ hatte ich einige Zeit für die Mutter einer Freundin gearbeitet, die ein wunderbarer Mensch und dazu Steuerberaterin war. Schon damals war ich reichlich neugierig auf diesen Beruf. 

Steuerberater – wow, das musste ja etwas ganz Phantastisches und vor allem Beratendes sein! Den Menschen weiterhelfen! Großartiger Plan. Da mir aber der Gedanke an ein mehrjähriges Weiterbüffeln im Studium gerade wenig reizvoll und die Alternative über Ausbildung und 10 Jahre Praxiserfahrung mir mit meinen 18 Jahren beinahe wie ein Rentenplan erschien, landete ich irgendwie dennoch erst einmal in der Bank.

Ich will “Steuerwehrmann” werden

Mit 27 Jahren kommen einem 10 Jahre seltsamerweise nicht mehr so lang vor (was irgendwie idiotisch ist, weil man ja eigentlich eher weniger als mehr Zeit hat, je älter man wird). 

An jenem denkwürdigen Tag also, an dem ich einmal mehr mit meiner jungen, karriereorientierten Chefin dasaß und mich nutzloserweise dafür rechtfertigte, wieder einmal zu wenige Depots umgewälzt und zu wenige Bausparverträge abgeschlossen zu haben, platzte mir der Kragen. Ich knallte ihr die Kündigung hin und beschloss, erst einmal Steuerfachangestellte zu werden und dann meinen 10-jährigen Jakobsweg zum Steuerberater in Angriff zu nehmen.

Ich begann eine neue Ausbildung, die ich als Bankkauffrau glücklicherweise rasant verkürzen konnte. Danach fand ich meinen Platz in einer großartigen und sehr mandantenorientierten Familien-Kanzlei, in der ich alles Mögliche lernte, da es keine besondere Spezialisierung gab und wir uns gemeinsam alle Aufträge mit Neugier und Pioniergeist erarbeiteten. Ich hatte wunderbare Chefs, liebe Kollegen, interessante Aufgaben und jede Menge Spaß bei der Arbeit. Meine Chefs unterstützten meinen Lernwillen mit immer neuen Herausforderungen und waren ungeheuer flexibel, als ich im kürzest möglichen Zeitfenster erst Steuerfachwirtin und dann Steuerberaterin wurde – und das, obwohl sie von Anfang an wussten, dass ich dann in die Selbstständigkeit starten würde.

Endlich am Ziel … oder?

Exakt 10 Jahre nach meinem Auszug aus der Bank kam der Tag, da ich freudestrahlend mein Examen und meine Bestellungsurkunde in Händen hielt. An diesem Tag gründete ich – mit dem Einverständnis meiner Chefs, bei denen ich vorerst weiterhin als freie Mitarbeiterin blieb – meine eigene Kanzlei sprichwörtlich “auf der grünen Wiese” und im häuslichen Arbeitszimmer.

Ich war überglücklich, durfte den ganzen Tag das tun, was ich am besten konnte, mal allein und mal in Gesellschaft und ich gewann rasch eigene Mandanten, die allesamt mit der ihnen angedeihenden “Chefbehandlung” ungeheuer zufrieden waren und mich gerne weiterempfahlen. Und so nahm das “Unglück” seinen Lauf …

Meine beste Fachkraft

Während der Vorbereitung auf die Steuerfachwirt- und die Steuerberater-Prüfung hatte ich mir schon genau ausgemalt, wie es sein würde, meine eigene Kanzlei zu führen.

Ich war schnell, exakt, kreativ, ordentlich, pünktlich und ich machte meine tägliche Arbeit unglaublich gerne. Eine blitzsaubere Buchhaltung, ein fertiger Jahresabschluss, eine perfekt aufbereitete Steuererklärung und das wunderbare Gefühl, alle denkbaren Gestaltungsmöglichkeiten zu Gunsten des Kunden genutzt zu haben – all das war für mich ungeheuer befriedigend. Hin und wieder gab es vertrackte Steuerprobleme zu lösen – da lief ich geradezu zur Hochform auf. Hier war über solide Fachkenntnisse hinaus auch noch detektivisches Gespür und manchmal sogar verhandlungstechnisches Geschick gefragt. Herrlich!

Und das Feedback meiner Chefs und der Mandanten, für die ich verantwortlich war, gab mir Recht. Ich war – ohne Übertreibung – einfach eine verdammt gute Fachkraft.

So – nur mit dem Vorteil, mir meine Kunden selbst auszusuchen und die Rechnungen selbst zu stellen – stellte ich mir mein Leben als Kanzleiinhaberin vor.

Mann, lag ich daneben!

Zu Beginn lief allerdings alles erst einmal sehr gut an. Da ich auf Wunsch meiner Chefs – und von Herzen gerne – noch weiter in freier Mitarbeit in der Kanzlei verblieb, war meine Grundversorgung gesichert. Der Stundensatz war zwar gering, aber nachdem ich dafür auch keinerlei Betriebskosten zu tragen hatte, rechnete es sich für mich trotzdem recht ordentlich.

Die Fassade beginnt zu bröckeln

Obwohl ich zu Beginn bereits gelernt hatte, wie wichtig es ist, von Anfang an so zu kalkulieren, als hätte man bereits ein Büro, eine volle EDV-Ausstattung und eine komplette Kanzlei-Infrastruktur am Hals, muss ich zugeben, dass ich mich bei der Preiskalkulation grandios verrechnet hatte. Ich hatte nicht den Hauch einer Ahnung, wie viel unproduktive Zeit mit der Kanzleiführung und Kanzleiorganisation verbunden war.

Ich muss zugeben, wir “Büromädels” hatten uns ja schon gelegentlich gefragt, was unsere Chefs so den ganzen Tag treiben. Denn – so sah es aus unserer Perspektive zumindest aus – den Löwenanteil der operativen Arbeit erledigten ja wir. Was konnte denn da manchmal so lange dauern, die vorbereiteten Abschlüsse, Steuererklärungen und Gutachten durchzusehen und die Besprechungen mit den Mandanten vorzubereiten?

Heute weiß ich’s: Akquise, Prozesse, Rechnungsstellung, Zahlungsverkehr, Berufsrecht, Buchhaltung, Versicherungen, EDV-Bereitstellung, Einkauf, Terminplanung, Personalplanung, Urlaubsplanung, Mitarbeiterentwicklung, Fortbildung, Fachliteratur, Preisgestaltung, Entwicklung von Leistungsangeboten, Verträge prüfen, Verträge verlängern, Konditionen verhandeln, Zukunftssicherung, Branchenrecherche, Innovationen, Angebotserstellung, Kundenpflege … und was eben sonst noch so anfällt. Vom Qualitätsmanagement will ich gar nicht erst anfangen. 

Bis auch nur die Hälfte davon wenigstens einigermaßen regelmäßig erledigt war, war locker die halbe Arbeitswoche weg.

Ich arbeitete wie ein Tier, hielt alle Termine und Zusagen ein, lieferte pünktlich und qualitativ hochwertig, ohne Rücksicht auf Freizeit, Familie und Gesundheit.

Ich erinnere mich an einen Silvester-Morgen, an dem ich mit 39 Grad Fieber und Gliederschmerzen eine GmbH-Bilanz fertig stellte, deren Bearbeitungs-Grundlagen mir vom Mandanten erst zwei Tage zuvor geliefert worden waren. Der Geschäftsführer erwartete meinen Besuch in seinem Büro zur Unterzeichnung am 31. Dezember, um die Offenlegung noch rechtzeitig vornehmen zu können.

Keine Ahnung, warum ich dazu “ja” gesagt hatte, aber Zusage war eben Zusage. Als ich pünktlich mit allen Unterlagen zur vereinbarten Zeit vor seinem 50km entfernten Büro stand, war niemand da. Ein Anruf auf seinem Handy klärte mich auf, dass er das unerwartet schöne Wetter für einen Ausflug in die Berge genutzt hatte und gerade die herrliche Aussicht in 1.500 Metern Höhe genoss. Ob ich nicht gegen 18 Uhr noch einmal kommen könnte…

Kommt Dir das bekannt vor? Gegen denselben Mandanten führte ich übrigens kurz darauf meinen ersten (und gottlob einzigen) Honorarprozess, weil er meine Rechnungen nicht bezahlte. Mangelnde Wertschätzung ist immer ein roter Faden. Und wenn wir ehrlich mit uns sind, haben wir ihn von Anfang an gesehen.
Ich kann dem Mandanten keinen Vorwurf machen. Es wäre meine Verantwortung gewesen, mich rechtzeitig und eindeutig abzugrenzen. Ich habe viel von ihm gelernt.

Tag der Abrechnung

Etwa zur gleichen Zeit (im folgenden Februar) saß ich abends spät an meinem Schreibtisch, auf dem rechten Ohr ein Pfeifen, links ein Summen, und musste mir eingestehen, dass ich mit vollem Einsatz genau die Kanzlei geschaffen hatte, die ich niemals wollte!

Was war passiert? Ich hatte die ganze Zeit gedacht, alles richtig zu machen. Wie man eben eine Kanzlei aufbaut, oder? Schild raus, Mandaten annehmen, gute Arbeit zum akzeptablen Preis abliefern, Empfehlungen generieren, weitermachen. Was hatte ich falsch gemacht?

Mein Vertrauen in mich und meine Fähigkeiten als Kanzleiinhaberin waren zutiefst erschüttert.

Dank der “Erfahrung” näherkommender Einschläge von Burn Out Fällen in meinem direkten Umfeld, war mir sonnenklar: wenn ich jetzt nicht sofort die Notbremse ziehe, geht die ganze Sache gewaltig in die Hose!

Nur hatte ich keine rechte Ahnung, wo ich anfangen sollte…

Natürlich hätte ich einfach – wie all die Tage zuvor – tief einatmen und mir sagen können: “Wird schon wieder! Arbeit macht halt nicht immer nur Spaß. Bald ist die Frist rum, dann wird’s wieder ruhiger. Wenn ich erst X erreicht habe, dann wird Y mir das Leben wieder versüßen…”. 

All diese wunderbaren Sätze, die wir gelernt haben und mit denen wir uns anschieben können, nur noch einen kleinen Schritt weiter zu gehen… und dann noch einen … und noch einen…

An diesem Abend war jedoch irgendetwas anders. Zum tiefen Atmen war ich irgendwie viel zu müde, die “Motivationssätze” kamen mir hohl und unglaubwürdig vor und ich spürte instinktiv, wenn ich so weitermache, geht das für mich und mein Lebensglück nicht gut aus.

Das Rad drehte sich noch, aber der Hamster war sozusagen schon tot.

Ich hatte nicht den Hauch einer Ahnung, wohin mich dieser Weg führen würde – geschweige denn, ob es überhaupt einen gab. Ich wusste nur sicher, so funktionierte das für mich einfach nicht!

Ich stand am Ufer eines reißenden Flusses, mit dem “Feind” im Nacken und einer vagen Vermutung, dass es auch das andere Ufer geben muss. Was immer mich dort erwartete, es war besser als in dieser Starre zu verharren.

Ich hatte Glück. Irgendwo auf meinem Schreibtisch schob ich schon seit einer ganzen Weile die Kontaktdaten von Marion Lang herum, eines Business-Coaches, deren Tagessatz allerdings weit jenseits meiner Komfortzone angesiedelt war. In diesem Moment war mir das jedoch gottlob völlig egal und so begann meine Reise…

An jenem denkwürdigen Abend im Februar – dem Tag, an dem ich erkannte, dass der Hamster schon so gut wie tot war, obwohl sich das Rad noch munter drehte, hatte ich unglaubliches Glück.

Denn es braucht ein Team, um eine tragfähige Brücke zu bauen und ich war damit gesegnet, bei jedem meiner Schritte die richtigen Menschen zur richtigen Zeit getroffen zu haben und ich danke Gott jeden einzelnen Tag dafür!

Was daraus geworden ist

Was du gerade gelesen hast, ist ein Auszug aus meinem ersten Buch „Abenteuer Wunsch-Kanzlei“, das die ersten 5 Jahre meines Wegs zur Wunschkanzlei beschreibt. Es enthält alle Erfahrungen, Tipps, Tricks und Tools, die ich auf diesem Weg gesammelt habe. 

Inzwischen sind über 10 Jahre vergangen. Ich habe die andere Seite meines Flusses erreicht und genieße es jeden Tag, die Wunder dieser “neuen Welt” zu entdecken. Ich weiß nun, dass es sie gibt, dass ich jederzeit eine Brücke bauen kann, wohin immer ich möchte, selbst wenn ich sie jetzt noch nicht sehen kann. Und ich erlebe, dass es hier unendlich viel schöner ist, als ich es mir je hätte vorstellen können!

Mein größter Wunsch gerade jetzt ist, Dir etwas von diesem Licht zu schenken, Deine Brücke soweit zu erhellen, dass Du sie erkennen und vertrauensvoll betreten kannst.

„Abenteuer Wunschkanzlei“ – das Buch – war der Anfang. Es waren die Vorzeichen dessen, was möglich ist, wenn wir es wirklich wollen. 

Jetzt ist es an Dir, Dir Deine eigene Wunsch-Kanzlei zu bauen. Mit meinen Angeboten, die inzwischen entstanden sind, kann ich dich auf jedem Schritt dieses Weges begleiten. 

Deine Wunschkanzlei ist nur eine Entscheidung entfernt. Eine Entscheidung und einen ersten Schritt. So wie ich an diesem denkwürdigen Februar-Abend die Reißleine gezogen habe, kannst du es auch. Jetzt. 

In seinem Buch “The Prosperous Coach” stellt Rich Litvin eine Frage: wenn fünf Vögel auf einem Baum sitzen und vier sich entscheiden wegzufliegen, wie viele sitzen dann noch auf dem Baum?

Na, was meinst Du? Denk gut nach … es sind fünf. Denn “sich entscheiden” bedeutet eben nicht, tatsächlich loszufliegen.

Loszufliegen bedeutet, Deine Flügel auszubreiten und abzuspringen.

Ich wünsche Dir dazu den Mut, das Licht, das Vertrauen, den Willen und alle richtigen Begleiter auf Deinem Weg, die Du Dir an Deiner Seite wünschst.

Wenn Du magst, lass uns einen virtuellen Cappuccino zusammen trinken, oder schau in meiner nächsten Wunschkanzlei-Masterclass vorbei und lass dir zeigen, wie dein erster Schritt aussehen kann! Ich freue mich darauf, von Dir zu hören 🙂

Gute Reise und unendlich viel Freude bei Deinem eigenen Abenteuer Wunsch-Kanzlei!

Deine Benita

PS: Dieser Blogartikel ist Teil der aktuellen Blogparade „Once upon a time“ der zauberhaften Beatrice Krammer, die mit ihrer Online-Magie Menschen, Ideen und Unternehmen ins World Wide Web zaubert. 

PPS: Du willst wissen, wie es weiter ging? Hier kannst du noch ein paar Kapitel weiter lesen: https://benita-koenigbauer.de/buecher/

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Hinterlasse mir gerne einen Kommentar zu diesem Artikel:

  • Liebe Benita,

    wow – ich habe Gänsehaut.

    Mir war schon klar, dass wir einiges gemeinsam haben, aber nicht, dass es so viele Dinge sind. Bankenbranche, Steuerberatungsbranche, „alles richtig gemacht“ und trotzdem unglücklich bzw. auch noch das Gefühl, etwas falsche gemacht oder ungeeignet zu sein, lebensverändernde Februar Abende…

    DANKE! ❤️ Danke für diesen Beitrag und danke für dein Sein.
    Auf unser heutiges, „flauschigeres“ Leben und die Lebensqualität, liebe Benita. 😉

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    Über die Autorin

    Benita Königbauer

    Ich bin Benita, Business Mentorin, Profit First Professionals-Ausbilderin, zertifizierte Fix-This-Next-Beraterin, Wirtschaftsmediatorin und Steuerberaterin aus München und ich finde: das Unternehmerleben darf auch leicht sein! Falls Du Dich also schon mal gefragt hast, warum manche Unternehmer offenbar einfach mühelos erfolgreich sind und andere scheinbar immer 'von-der-Hand-in-den-Mund" leben, weißt Du schon, wo ich mich am liebsten tummele 🙂

    Außerdem bin ich Übersetzerin für "Bürokratisch - Deutsch", "Umständlich - Deutsch" und "Peinlich - Deutsch" im Bereich Finanzen und Erfolg. Ich schreibe und spreche also über Themen, um die wir gerne einen Bogen machen und deshalb dann eben oft auf der Stelle treten.

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