So lange wir den Hammer halten können …

So lange wir den Hammer halten können, schlagen wir jede Warnlampe aus.

Dieser Satz macht mir heute noch Gänsehaut. Ein Satz, den eine sehr, sehr liebe Mandantin mir damals sagte, als ich sie gefragt habe, wie es eigentlich dazu kommen konnte, dass sie letztendlich im Burnout gelandet ist.

Dies ist der dritte Teil der Serie: Selbstfürsorge in der Wunschkanzlei. Die Serie ist entstanden aus dem Kern-Blogartikel: „Neun Tipps für dein bestes Pferd im Stall“, der vor wenigen Wochen erschienen ist. Aufgrund der großen Resonanz, die dieser Blogartikel bekommen hat, habe ich mich dazu entschlossen, die neun Punkte noch einmal einzeln aufzugreifen

Die ersten zwei Punkte habe ich in den vorangegangenen Artikeln behandelt. In diesem Artikel möchte ich die Punkte 3 und 4 für dich noch einmal zusammenfassen und ein wenig weiter ausführen.

Punkt 3: Burnout betrifft vor allem Menschen, die für etwas brennen.

Punkt 4: Legt den Hammer aus der Hand!

Diese beiden Punkte hängen so eng zusammen, dass ich sie in diesem Artikel gerne für dich zusammenfassen möchte. Denn, es waren zwei ganz zentrale Erkenntnisse, die mich zu einem bestimmten Zeitpunkt in meinem Leben abgeholt haben. Dank dieser Erkenntnisse, war es für mich noch nicht zu spät, die Kurve zu kratzen. Sie haben mich davor bewahrt, in einem Burnout oder in einer Überlastungsstörung zu landen. Noch heute bin ich jeden Tag unendlich dankbar dafür, dass mich diese beiden Botschaften unmittelbar zuvor – und damit gerade noch rechtzeitig – erreicht haben, denn ich kenne einige Menschen, die dieses Glück leider nicht hatten.

Wenn es mir gelingt, dich mit dieser Episode ein bisschen dafür zu sensibilisieren und ich diese Erkenntnisse an dich weitergeben kann, ist das für mich ein ganz, ganz großes Geschenk. Denn wir müssen nicht alle dieselben Erfahrungen machen. Wir dürfen unsere Erfahrungen weitergeben und andere Menschen daran teilhaben lassen, damit sie die Warnungen vielleicht noch ein wenig früher bekommen.

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Burnout – ich doch nicht!

Tatsächlich habe ich mich nie wirklich mit Burnout beschäftigt. Für mich war klar, das kann mir nicht passieren, mir macht mein Job ja so viel Spaß. Oh ja, ich habe immer schon sehr gerne gearbeitet und ich habe mich auch richtig gerne reingehängt. Keine Überstunde war mir zu viel und kein Wochenende heilig.

Na ja, irgendwann kam der Punkt, an dem es mir manchmal schon ein bisschen viel schien. Doch ich hatte immer das Gefühl: „Das ist meine Kanzlei, das habe ich geschafft!  Das ist großartig! Und jetzt kannst ich mich da richtig reinhängen. Natürlich sind manche Tage ein bisschen härter als die anderen.“

Du kennst all diese Sätze, die wir uns selber sagen. Die Sätze, mit denen wir uns über die Tage helfen, an denen es wirklich ein bisschen schwer und ein bisschen anstrengend ist. Dabei dachte ich immer, Burnout bekommen Menschen, die ihr Leben oder ihren Job nicht mögen oder die irgendwie unzufrieden sind.

Rückblickend betrachtet waren natürlich Anzeichen da, dass meine Gesundheit nachgelassen hat. Natürlich hatte ich Rückenschmerzen. Schon seit meinem Steuerberater-Examen. Ewig saß ich auf diesen blöden Uni-Stühlen, auf denen man sitzt, wie der Affe auf dem Schleifstein und ich habe ständig meine schweren Bücher spazieren getragen. Also sagte ich mir: „Kein Wunder, dass ich Rückenschmerzen habe. Kein Wunder, ich habe einen sitzenden Beruf. Ich komme ja momentan auch viel zu wenig zum Sport.“

Jede Menge „gute Erklärungen“

Es gibt für alles jede Menge gute Erklärungen. Dann hatte ich nicht nur Rückenschmerzen, sondern auch noch einen Pfeifton auf meinen Ohren. Darüber habe ich noch mit meinem Hausarzt geredet. Er meinte nur: „Mein Gott, alle über 40 haben irgendwelche Töne auf ihren Ohren.“  Vielleicht habe ich es nicht klar genug geschildert. Vielleicht war es zu dem Zeitpunkt nicht so aufregend oder vielleicht habe ich auch nur über die Ohr-Geräusche mit ihm gesprochen und über sonst nichts. Es waren aber nicht nur Geräusche, sondern es waren Geräusche und Rückenschmerzen. Ich bin morgens aufgewacht und hatte das Gefühl, ich bin vom LKW überfahren worden. Auch meine Augen haben nicht so funktioniert, wie sie sollten. Ich dachte nur, vielleicht brauche ich eine neue Brille … 

Es gab bessere und schlechtere Tage. Es gab Tage, an denen ich gemerkt habe: ich bin furchtbar unkonzentriert, ich musste mich unglaublich anstrengen, um bei der Sache zu bleiben. Außerdem konnte ich nicht mehr durchschlafen. Aber dazu hört man ja auch immer wieder, dass es ganz normal sei, dass Frauen im mittleren Alter ein oder zweimal in der Nacht aufwachen.

Jedes einzelne Ding, für sich genommen, war kein Aufreger. Aber wenn alles zusammenkommt, dann ist vielleicht doch der Moment gekommen, an dem wir darüber nachdenken dürfen, ob irgendetwas nicht stimmt.

Als Kind war ich niemals krank und auch nicht während ich angestellt war. Meine Krankheitstage konnte man an einer Hand abzählen. Doch plötzlich habe ich jeden Infekt aufgeschnappt. All diese Erscheinungen hatten jeweils einzeln gute Gründe: Es ist gerade Heuschnupfen-Zeit. Geräusche hat jeder. Rückenschmerzen hat jeder, der einen sitzenden Beruf hat. Ja, wir arbeiten am Bildschirm. Ist ja klar, dass die Augen das nicht mögen.

Wir haben gute Gründe für all das, weil wir nicht das Gesamtbild betrachten.

Betrachte das gesamte Bild

Kombiniert mit meiner Überzeugung: Na ja, Burnout ist kein Thema für mich, habe ich nicht weiter darüber nachgedacht. Bis ich die Chance hatte, von einer Klientin zu lernen, die mit Vollgas in ein solches Burnout hineingerutscht ist.

Das konnte ich damals zuerst nicht verstehen, denn ihr machte doch alles Spaß. Ich erlebte sie total engagiert und glücklich in ihrem Element. Wie kann das sein? Burnout kriegen doch nur Menschen, die irgendwas nicht mögen und bei denen irgendwas im Leben nicht in Ordnung ist.

Das hat sie damals zu mir gesagt: „Schau mal, Burnout bedeutet, du brennst aus. Wenn du ausbrennst, dann bedeutet das in erster Linie, dass du erstmal für etwas gebrannt haben musst. Burnout bekommen Menschen, die so sehr für etwas brennen und sich so sehr dafür engagieren, dass sie über ihre Kräfte hinausgehen. Sie sind so beschäftigt, dass sie nicht daran denken, sich die Sauerstoffmaske aufzusetzen, weil ihr Engagement und ihr Enthusiasmus sie noch über die nächste Hürde hebt. Denken Sie zumindest. Bis sie an eine Hürde kommen, an der es nicht mehr weiter geht. Dies ist dann der Punkt, an dem wir an beiden Enden brennen, die beiden Flammen zusammengeführt werden und wir ausbrennen.“

Das alles ist nun schon sehr lange her und für mich war das damals eine große Erkenntnis. Mittlerweile wissen wir ja sehr viel mehr über dieses Krankheitsbild und auch über die Symptome. Falls es dir noch nicht so bekannt war, dann ist dieser Artikel genau richtig für dich.

Solange wir den Hammer noch halten können…

Die zweite Erkenntnis, die mit der ersten in unmittelbarem Zusammenhang steht, stammt von demselben Menschen. Ich wollte damals auch wissen: Das musst du doch gemerkt haben, dass das immer schlimmer geworden ist. Das passiert doch nicht von heute auf morgen, du musst es doch schon vorher bemerkt haben? 

Darauf hat sie mir diesen einen Satz gesagt, den ich in der Einleitung verwendet habe: Solange wir den Hammer halten können, schlagen wir jede Warnlampe aus.

Die Warnzeichen, die uns unser Kopf und unser Körper geben, die Systeme, die nach und nach ausfallen oder Wackelkontakte bekommen, um es mal so zu formulieren – jedes einzelne Zeichen davon ist eine Warnlampe. Solange wir aber noch Kraft genug haben, schlagen wir sie aus, weil wir sie nicht wahrhaben wollen. Das war für mich eine unfassbar mächtige Erkenntnis.

Da saß ich nun an meinem Schreibtisch, schon beinahe völlig ausgebrannt, in den Nachthimmel starrend, links einen Pfeifton und rechts einen Summton im Ohr. Mir ging es schlecht und eigentlich war ich sogar zu müde zum nach Hause zu fahren. Genau in dem Moment ist dieses Bild vor meinem geistigen Auge entstanden. Ich dachte mir:

Sitze ich gerade hier mit dem Hammer? Und noch wichtiger: Ist das möglicherweise meine letzte Warnlampe?

Das war der Moment, in dem ich erkannte, dass ich sofort etwas ändern muss. Falls das meine letzte Warnlampe war, wollte ich auf gar keinen Fall das erleben, was ich gerade bei diesem lieben Menschen beobachten konnte. Und ich schreibe es heute für dich, da es so eine wichtige Erkenntnis für mich war.

Nimm dieses Bild, zeichne es in deinem Kopf nach, damit du die Warnlampe sehen und erkennen kannst, wenn es bei dir vielleicht soweit ist.

Es passiert nicht über Nacht

Das ist, wie mit dem Lesen von fremdländischen Straßenschildern. Wir brauchen eine Erklärung. Wir müssen wissen, was dieses Schild bedeutet, damit wir uns angemessen verhalten können. Das Ganze ist ein Lernprozess. Wir dürfen lernen, wie uns unser Körper und unser Geist warnen, damit wir lernen, bessere Entscheidungen zu treffen und in unserer Leistungsfähigkeit zu bleiben. 

Also schau am besten gleich heute einmal: welche Warnlampen sind bei dir schon angegangen? Welche Systeme dürfen bei dir gepflegt und gewartet werden, damit es gut für dich weitergeht? Achte auch bitte darauf, dass du nicht zu viele von diesen Warnlampen ausschlägt.

Wie kannst du das tun?

Wie kannst du deine eigenen Warnlampen erkennen? Wie kannst du sie für dich sichtbar machen?

Zum Beispiel, indem du dir einmal das Gesamtbild anschaust. Du kannst dir dazu eine Mindmap machen und wenn dir auffällt, dass du Signale von bestimmten Körpersystemen bekommst, notiere dir diese einfach mal. Andere Menschen können auch sehr gut mit einem Journal arbeiten. Wenn du sowieso ein Kalender hast oder irgendetwas in der Art führst, schreib dir diese Erfahrungen einfach mal auf. Schreib all die kleinen Dinge auf, die dir auffallen.

Zum Beispiel: Habe schlecht geschlafen. Bin dreimal aufgewacht, konnte nicht wieder einschlafen. Ich habe Töne im Ohr. Mein Rücken tut weh.

Egal, was es bei dir ist, schreib es auf. Das heißt nicht, dass du dich darin baden musst. Das ist ja immer das, was wir gerne vermeiden möchten. Schreib es einfach nur auf und das möglichst emotionslos. Wenn du dann deinen Wochenrückblick machst, blättere da mal kurz durch und schau, ob du Muster erkennen kannst. War das ein einmaliges Ding oder passiert das schon wieder?  Wie waren deine letzten 3 Wochen insgesamt? Hat mehr oder weniger von dem funktioniert, was du dir vorgenommen hast? Mach dir diese Trends sichtbar, damit du für dich den Moment erkennen kannst, indem du sagst:

Jetzt ist mal gut mit brennen, jetzt setze ich mich hin, jetzt atme ich durch. Jetzt sammele ich wieder Kraft und dann kann ich wieder richtig losrennen.

 Das ist mein heutiger Impuls für dich, damit du deinen Hammer rechtzeitig aus der Hand legen kannst. Zumindest so lange, bis du wieder Kräfte sammeln konntest und auch, damit es dir in Zukunft viel öfter gelingt, deinen Hammer aus der Hand zu legen.

Für mich war dieser Schlüsselmoment der Anfang von Abenteuer Wunschkanzlei. Das war der Moment, in dem ich für mich verstanden habe:

Wenn Kanzlei so ist, wie es sich jetzt gerade anfühlt, dann will ich das nicht mehr.

Die Frage, die sich daraus ergeben hat, war:

Was will ich stattdessen?

Landschaftsgärtner – oder was auch immer – zu werden, war für mich in diesem Moment (noch) keine Option. Ich war noch nicht bereit, meinen Lieblingsberuf und meine Lieblings-Tätigkeit aufzugeben. Aber mir war auch klar: so wie es jetzt ist, so funktioniert es für mich nicht!

Stattdessen möchte ich … (füge hier ein, was immer du brauchst, um dich in deiner Wunschkanzlei wohl zu fühlen)

Diese Frage schafft völlige Klarheit: Wenn Kanzlei funktionieren soll, dann sind das die Rahmenbedingungen, unter denen ich sie leben will.

Diese Rahmenbedingungen habe ich nach und nach für mich geschaffen. Das ist nichts, was wir über Nacht erledigen, es ist ein Prozess.

Warum schreibe ich dir das eigentlich?

Weil ich möchte, dass du über deine Wunschkanzlei nachdenkst, und

  1. aufschreibst, was alles für dich ein No-Go ist und was du in Zukunft nicht mehr erleben willst. Und,
  2. was du stattdessen willst.

Zum Beispiel. Ich will, dass ich gut ausgeschlafen bin. Ich will am Wochenende nicht arbeiten. Ich will, dass sich mein Körper fit und gesund anfühlt. Ich will Zeit für meine Familie haben. Ich will endlich wieder meinen Sport aufnehmen.

Was auch immer für dich das Mittel ist, damit du dich in deinem Leben wohl fühlst: Hol dir mehr davon!

Das ist es, was Wunschkanzlei bedeutet. Es ist kein Blueprint und auch kein Schalter, den du umlegen kannst. Nein, du machst langsam und Schritt für Schritt mehr von dem, was dich glücklich macht und weniger von dem, was dich belastet und deine Ressourcen verbrennt. Selbst, wenn es sich während des Brennens sehr aufregend anfühlt.

Ich wünsche mir für dich mehr Wunschkanzlei. Wenn du das auch möchtest, dann bleib dran. Bleib an diesem Blog dran, bleib am Podcast dran, besuche mich auf: www.benita-koenigbauer.de oder in einem meiner Workshops. 

Ich freue mich darauf, dir die nächsten Tipps zu deiner Wunschkanzlei zu geben und mehr von dem zu schaffen, was du gerne möchtest!

Bis bald, 

Deine Benita

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Über die Autorin

Benita Königbauer

Ich bin Benita, Business Mentorin, Profit First Professionals-Ausbilderin, zertifizierte Fix-This-Next-Beraterin, Wirtschaftsmediatorin und Steuerberaterin aus München und ich finde: das Unternehmerleben darf auch leicht sein! Falls Du Dich also schon mal gefragt hast, warum manche Unternehmer offenbar einfach mühelos erfolgreich sind und andere scheinbar immer 'von-der-Hand-in-den-Mund" leben, weißt Du schon, wo ich mich am liebsten tummele 🙂

Außerdem bin ich Übersetzerin für "Bürokratisch - Deutsch", "Umständlich - Deutsch" und "Peinlich - Deutsch" im Bereich Finanzen und Erfolg. Ich schreibe und spreche also über Themen, um die wir gerne einen Bogen machen und deshalb dann eben oft auf der Stelle treten.

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