Ein JA ist immer ein Deal

Jedes JA bedeutet gleichzeitig ein Nein.

Das war die fünfte Erkenntnis aus meinem Blogartikel: Neun Tipps für dein bestes Pferd im Stall.“ Auch diese Erkenntnis möchte ich heute nochmal separat für dich aufgreifen, weil sie unglaublich wichtig ist.

Es ist unglaublich wichtig, dass wir uns klarmachen, dass jedes Ja ein Deal ist. Ein Ja auf der einen Seite, bedeutet immer ein Nein auf der anderen Seite – und das ist auch richtig und in Ordnung so.

Im ersten Moment klingt das vielleicht erschreckend, da viele von uns sehr gerne zu ganz vielen Dingen Ja sagen möchten. Unter diesem Aspekt klingt der Gedanke vielleicht eher beschränkend, doch ich finde, er ist keine Beschränkung, nur einfach ein Fakt. Wie die Gravitation. Über die brauchen wir nicht zu diskutieren, sie ist einfach da. Das muss aber nicht unbedingt schlecht sein.

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Ein Deal ist nicht zwingend negativ

Der Deal, den du mit einem Ja eingehst, ist also nicht zwingend beschränkend und nicht zwingend etwas Negatives. Es ist nur etwas, dessen wir uns bewusst sein dürfen. Die Gravitation besagt nur, dass wir eben nicht fliegen können und dass wir daher nichts Schönes zu erwarten haben, wenn wir von einem 500 Meter hohen Turm springen. Andererseits macht sie das Leben auf der Erde oft einfacher. Genauso ist es eben auch mit diesem Deal, den du mit deinem Ja eingehst. Es kann sich positiv oder eben auch negativ für dich auswirken.

Wenn du zum Beispiel zu deinem Mandanten sagst: „Ja, ich werde deinen Jahresabschluss diese Woche noch fertig machen.“ und bei genauer Betrachtung gesehen hättest, dass es dir in der verbleibenden geplanten Arbeitszeit in dieser Woche gar nicht möglich ist, jetzt auch noch Ja zu diesem Mandanten zu sagen, dann hast du damit automatisch zu irgendetwas anderem Nein gesagt – vermutlich zu deiner Freizeit oder Familie. Und ganz häufig ist uns nicht bewusst, wozu wir eigentlich Nein sagen, bis es uns auf die Füße fällt oder in den Hintern beißt.

Das Problem mit engen Räumen

Viktor Frankl, ein Mann, den ich für seine Geisteshaltung sehr bewundere, hat mal gesagt:

Zwischen jedem Reiz und der Reaktion darauf liegt ein Raum.“

Das klingt ein bisschen abstrakt, aber ich verrate dir, wie ich es verstehe:

Der Reiz, der auf dich eintrifft, ist zum Beispiel: Dein Mandant ruft an und sagt, ich brauche ganz dringend meinen Jahresabschluss. Können wir den diese Woche noch fertig machen?

Die Antwort auf diese Frage, ist deine Reaktion. Zwischen dem Reiz, der reinkommt und deiner Antwort darauf, liegt ein Raum. Sehr oft nutzen wir diesen Raum nicht wirklich bewusst, sondern wir hauen einfach eine Antwort raus. Das heißt, wir belassen diesen Raum so eng und so klein, wie er eben gerade ist.

Das Problem mit den kleinen, engen Räumen zwischen Reiz und Reaktion ist, dass wir in der Kürze der Zeit nicht richtig darüber nachdenken, welche Antwort jetzt eigentlich angemessen wäre – im Hinblick auf unsere eigenen Interessen, mit Blick auf die Interessen aller anderen, die in diese Entscheidung involviert sind und mit Blick auf das, was wir in unserem Leben wirklich erreichen wollen.

Würden wir uns diese Zeit nehmen, kurz mal darüber nachzudenken, wären wir in diesem Fall wohl zu einer anderen Antwort gekommen.

Nimm dir Zeit zum Nachdenken

Wir dürfen uns davon uns frei machen, sofort auf jeden Reiz reagieren zu müssen. In den meisten Fällen müssen wir das nämlich tatsächlich nicht. Wenn dieser Mandant dich anruft, eben genau mit diesem Anliegen, dann freut er sich natürlich wie ein Schnitzel, wenn du Ja sagst. Er hat aber auch kein Problem damit, wenn du zu ihm sagst: „Ganz ehrlich, das ist nichts, was ich in fünf Minuten aus dem Ärmel schütteln kann. Lassen Sie mich mal in Ruhe in meinen Kalender schauen. Ich rufe Sie in einer Viertelstunde zurück.“

Das ist für ihn genauso okay und du hast ihm gleichzeitig Wertschätzung entgegengebracht. Du hast ihm gesagt: Lieber Mandant, ich will jetzt nicht irgendeine Antwort heraushauen, denn ich weiß noch gar nicht, ob ich das Versprechen einhalten könnte. Ich nehme dich ernst genug, und du bist mir wichtig genug, dass alles Hand und Fuß haben soll.

Das ist der Punkt, an dem eben dieser Raum zwischen Reiz und Reaktion seinen Zauber entfaltet. Du hast in diesem Raum nämlich Zeit und Ruhe den Deal abzuschätzen, den du mit diesem Ja eingehst. Das heißt, du kannst in deinem Kalender nachsehen, wem du schon ein Ja versprochen hast und welche du dir schon selbst gegeben hast. 

Sag auch Ja zu dir

Wenn du dir selbst zum Beispiel das Versprechen gegeben hast, endlich wieder mit dem Sport anzufangen, darf das in deinen Deal mit einfließen. Alle Versprechen dürfen in deinen Deals einen Raum haben. Deshalb darfst du dir diesen Raum auch ganz bewusst nehmen, denn es ist völlig legitim, dass du im Rahmen deines Lebens über die Deals, die du eingehst, in Ruhe nachdenkst.

Das bewahrt dich auch davor, Versprechen zu geben, die du nicht einlösen kannst, damit deinen eigenen Standards nicht mehr gerecht werden zu können und schlussendlich unglücklich mit dir und deiner Situation zu werden.

Wir alle wollen gerne unsere Versprechen einhalten, weil wir Andere nicht enttäuschen wollen. Das Problem ist nur, dass wir das dann meistens zulasten der Dinge erfüllen, die für unsere eigene Entwicklung wichtig wären.

Wir würden die anderen aber genauso wenig enttäuschen, wenn wir vorher in Ruhe darüber nachdenken, ob dieser Deal für uns jetzt gerade sinnvoll ist. Denn aus eigener Erfahrung weißt du sicher auch, wenn man die Dinge genauer betrachtet, muss nicht alles immer sofort erledigt werden, ein paar Tage später geht oft auch. Nur die Ungeduld des Mandanten wird dann vielleicht nicht in demselben Maße befriedigt.

Wenn du stattdessen sagst: „Ganz ehrlich, in dieser Woche habe ich keine Kapazitäten mehr, mich mit ausreichender Konzentration und Ruhe mit ihrem Auftrag zu beschäftigen. Ich werde das aber gerne nächste Woche Donnerstag tun.“

Das wird in 95 % der Fälle beim Mandanten ein Ja auslösen. Er wird mit deinem Gegenangebot zufrieden sein und du wirst alle deine Versprechen einhalten können, die du schon gegeben hast. Das sind Versprechen, die schon in der Welt sind und die genauso das Recht haben, zuverlässig erfüllt zu werden.

Also, schau mal ganz genau hin, wo du dir diesen Raum nicht zugesteht und dann erlaube dir, diesen Raum zum Nachdenken auch wirklich zu nutzen.

Wir bleiben dennoch Menschen

Und natürlich darfst und wirst du trotzdem gelegentlich spontan zu irgendetwas Ja sagen. Schließlich sind wir alle Menschen und als solche werden wir uns auch an dieser Stelle weiterhin ab und an in Schwierigkeiten bringen. 😉

Doch je bewusster dir wird, dass du nicht immer sofort reagieren musst, desto seltener wirst du in die Situation kommen, in der du das Gefühl hast, du hechelst deinen eigenen Versprechungen hinterher und wirst deinen eigenen Standards nicht mehr gerecht.

Je mehr du in die Ruhe und die Selbstbestimmung kommst, umso mehr fühlst du dich wohl in deinem Leben.

Du fühlst dich wohl in den Deals, du bist zufriedener mit dir selbst und das wirkt sich positiv auf deinen gesamten Organismus, auf deinen mentalen Zustand und auf deine psychische Gesundheit aus.

Da sind wir dann auch wieder bei der psychischen und physischen Gesundheit in deiner Wunschkanzlei – das große Thema dieser Serie.

Beobachte dich

Mein Tipp für dich: Beobachte dich, in welchen Momenten du zu schnell in die Reaktion gehst und dir nicht den Raum gestattest, zu überlegen.

Suche dir vielleicht auch einen optischen Anker, das war damals für mich eine große Hilfe. Bei mir war es ein Stein in Herzform, den ich geschenkt bekommen hatte. Er lag (und liegt immer noch) auf meinem Schreibtisch und immer dann, wenn ich das Gefühl hatte, ich muss sofort reagieren, habe ich diesen Stein in die Hand genommen. Dadurch bin ich ruhiger geworden und konnte mir den Raum gestatten, meine Antworten gut zu überlegen, bevor ich zu etwas Ja gesagt habe. 

Das war das Commitment, das mein Coach mir damals abverlangt hat. Ich darf nicht einfach ja sagen, das hatte sie mir quasi verboten. Du darfst sagen: „Ja, ich denke darüber nach und dann rufe ich dich zurück.“ Das hat sich am Anfang zwar blöd angefühlt aber mit jedem Mal wurde es leichter. Und ich kann dir versichern, es ist auch überhaupt nichts Schlimmes passiert.  

Ausnahmen bestätigen die Regel

Falls natürlich jemand sagt: Hilfe, bei mir brennt die Hütte oder die Steuerfahndung steht vor der Tür. – dann ist das vielleicht schon ein Deal, zu dem wir sehr schnell Ja sagen müssen.

Doch das ist dann auch so ein schwerwiegender (Einzel)-Fall,  bei dem es wirklich in Ordnung ist, die vorangegangenen Deals mit anderen Partnern nachzuverhandeln.

Das sollte jedoch  nicht der „Default Modus“ sein. Denn, wenn du das Eisessen am Freitagnachmittag mit deinem Kind schon das fünfte Mal verschoben hast, dann könnte es passieren, dass es dir irgendwann nicht mehr glaubt. Und das ist wirklich etwas, was keiner von uns will.

Also tu dir selbst den Gefallen und evaluiere in aller Ruhe die Versprechen, die du schon gegeben hast, im Verhältnis zu dem neuen Versprechen, das du vielleicht gerne geben möchtest.

Schau dann, welcher Deal unter welchen Bedingungen für dich in Ordnung ist und wo du vielleicht nachverhandeln möchtest, bei den bereits gegebenen oder bei neu vorgeschlagenen Deals.

Eventuell möchtest du auch einen davon ablehnen und mit einem Nein beantworten. Denn, wenn du zu etwas Nein sagst, von dem du das Gefühl hast, du willst das nicht, dann schaffst du die Möglichkeiten und den Raum, zu etwas Ja zu sagen, was dich voll erfüllt.

Die andere Seite dieser Gleichung

Wenn jedes Ja gleichzeitig ein Nein bedeutet, bedeutet auch jedes Nein gleichzeitig ein Ja.

Das heißt, es ist okay, bewusst Nein zu den Dingen zu sagen, die für dich nicht interessant oder nicht reizvoll sind. Dieses Nein kannst du dann jederzeit nutzen, um Raum für die Jas zu schaffen, die dich von Herzen erfüllen.

Im richtigen Ja und richtigen Nein zum richtigen Reiz steckt ganz viel Wunschkanzlei-Power.

Ich bin gespannt, wie du darüber denkst und was du davon umsetzen kannst.

Wenn du mehr Wunschkanzlei-Power möchtest, besuche mich gerne in den sozialen Netzwerken, auf meiner Website www.benita-koenigbauer.de, höre weiter meinen Podcast oder komm einfach mal in meinen Wunschkanzlei-Workshop. Da bekommst du noch viel mehr von diesen wunderbaren Tipps.

Ich freue mich, wenn ich dir heute eine Idee und ein paar Impulse mitgeben konnte und wünsche dir eine zauberhafte Woche. 

Deine Benita

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Hinterlasse mir gerne einen Kommentar zu diesem Artikel:

  • Hallo Benita,
    Danke für den guten Artikel. Ich habe es heute tatsächlich geschafft, mir den Raum zu nehmen. Es rief jemand im Sekretariat an: Streit mit dem aktuellen StB, es gibt Schätzungen und alles brennt. Mein Helferlein schrie sofort „die kann ich doch nicht allein lassen“. Und ganz leise kam ein Stimmchen „du gehst jetzt schon am Stock, wann willst du das noch schaffen ohne umzukippen“ Ich habe dann das Gespräch nicht sofort angenommen sondern ausrichten lassen, dass ich zurückrufen. Und dann habe ich der leisen Stimme Raum gegeben dem Helferlein zu erklären, warum das jetzt ein schlechter Deal wäre. Danach kommt ich – mit einem ganz kleinen schlechten Gewissen – absagen.

    • Ooooh, das macht mich gerade sehr glücklich, liebe Kerstin! Genau so soll das laufen, toll gemeistert (und der Bonus ist: beim nächsten Mal geht’s schon viel leichter ;)).
      Vielen Dank, dass du diese Erfahrung mit uns teilst <3
      Liebe Grüße
      Benita

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    Über die Autorin

    Benita Königbauer

    Ich bin Benita, Business Mentorin, Profit First Professionals-Ausbilderin, zertifizierte Fix-This-Next-Beraterin, Wirtschaftsmediatorin und Steuerberaterin aus München und ich finde: das Unternehmerleben darf auch leicht sein! Falls Du Dich also schon mal gefragt hast, warum manche Unternehmer offenbar einfach mühelos erfolgreich sind und andere scheinbar immer 'von-der-Hand-in-den-Mund" leben, weißt Du schon, wo ich mich am liebsten tummele 🙂

    Außerdem bin ich Übersetzerin für "Bürokratisch - Deutsch", "Umständlich - Deutsch" und "Peinlich - Deutsch" im Bereich Finanzen und Erfolg. Ich schreibe und spreche also über Themen, um die wir gerne einen Bogen machen und deshalb dann eben oft auf der Stelle treten.

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