Ein Arbeitsverhältnis ist keine Demokratie.
Während ich das jetzt schreibe, ist mir schon klar, dass das wieder eine der Headlines ist, mit denen ich mir bei dem einen oder anderen einen kleinen Schiefer einziehe. Deswegen lass mich dir erklären, was ich damit meine, beziehungsweise zunächst einmal, was ich nicht damit meine.
Damit meine ich natürlich nicht, dass ein Arbeitsverhältnis eine Diktatur und schon überhaupt nicht ein Terrorregime sein soll.
Was ich damit meine ist, dass ein gutes Arbeitsverhältnis in meinen Augen eher der Idealvorstellung einer Monarchie nahekommt: Alle Beteiligten werden gehört und es werden alle Interessen mit einbezogen – insbesondere werden Entscheidungen zum Wohle des gesamten Volkes getroffen.
Das ist es, was ich damit meine.
Zwangsvorteil für die „Großen“
In meinem Umfeld habe ich es überwiegend mit den kleineren Kanzleien, die kleineren Unternehmen, zu tun.
Diese haben hier, meiner Meinung nach, strukturell einen kleinen Nachteil, wo die großen Kanzleien quasi einen Zwangsvorteil „genießen“. Die können nämlich gar nicht so demokratisch agieren, wie sie es vielleicht manchmal gerne würden. Ganz einfach aus dem Grund, dass in der Größenordnung, in der dort Menschen zusammenarbeiten, Regeln gelten müssen und Sonderlocken viel weniger möglich gemacht werden können, ohne das Chaos entsteht.
Nähe und familiäre Strukturen
In den kleineren Kanzleien und in den kleineren Betrieben denken wir oft, wir können uns viel besser aufeinander einstellen. Wir sind außerdem sehr häufig viel näher aneinander dran und persönlicher verbunden als in größeren Organisationen. Diese persönliche Verbindung, entwickelt sich manchmal zu einem sehr, sehr schönen und sehr befriedigenden, fast familiären Verhältnis, das wir miteinander unterhalten.
Während das natürlich eine wunderschöne Sache ist, kann es aber manchmal auch Blüten treiben, die in deiner Kanzlei oder in deinem Unternehmen vielleicht nicht so ideal sind.
Neue Individualität
Gerade die letzten Jahre haben viel zu dieser Entwicklung beigetragen, weil wir sehr viel unfreiwillige Individualität und unfreiwillige Lösungsorientierung in unseren Kanzleien und Betrieben leben mussten. Es wurden Dinge möglich gemacht, die wir bis kurz zuvor für völlig ausgeschlossen gehalten haben. Das hat in der Folge natürlich dazu beigetragen, dass sich diese Individualität und auch diese oft etwas unorthodoxen Lösungen hier auch ein Stück weit etabliert haben.
Dazu möchte ich ganz klar sagen: Das ist gut! Es ist eine gute Entwicklung und es hat, so krass die ganze Zeit auch war, der Gesellschaft und auch der Unternehmerschaft gutgetan.
Dennoch sind daraus, gerade weil sich diese Situation über einen längeren Zeitraum gehalten hat, auch Begehrlichkeiten erwachsen. Wir haben gelernt, dass Dinge möglich sind, die wir vorher für ausgeschlossen gehalten hätten. Und das bedeutet, dass jeder Einzelne von uns, sei er jetzt Unternehmer oder sei er Arbeitnehmer, bestimmte Individualitäts-Vorteile daraus bezogen hat und diese Individualität-Vorteile nicht so gerne wieder abgeben möchte.
Was bedeutet das für dich als Kanzleiinhaber und Unternehmer?
Es bedeutet, dass du gerade jetzt sehr genau prüfen darfst, wie viele von diesen guten, neuen und vielleicht unkonventionellen Lösungen, die du in den letzten Jahren implementiert hast, du auch wirklich mit in die Zukunft tragen willst?
Da darfst du dich fragen:
Was davon trägt meine Wunschkanzlei oder mein Wunschbusiness in die Zukunft?
Vielleicht gibt es auch Aspekte, bei denen du zurückkehren möchtest, zu den bewährten Abläufen, die du vor der großen Pandemie hattest. Nicht nur, weil es gut war und es dich gestört hat, dass du es ändern musstest. Sondern auch, weil in deiner Wunschkanzlei bestimmte Dinge auf eine bestimmte Weise passieren sollen, weil deine Mandanten das lieben und vor allem, weil du es auch so liebst.
Ich will zurück zu den bewährten Abläufen. bedeutet dann natürlich: Wir schrauben hier ein Stück weit dieser Individualität wieder zurück. Das wird nicht jedem schmecken.
Warum schmeckt das nicht jedem? Weil wir in allererster Linie Menschen sind und Menschen sind Individuen. Wenn wir für uns eine gewisse Individualität erreicht haben, dann sind wir wenig geneigt, diese wieder aufzugeben.
Wie kommunizierst du das?
Wenn du also mit deinen Mitarbeitern ins Gespräch gehst, ist es wichtig, dass du von einem grundlegenden Ziel ausgehest. Das ist die Frage nach dem Warum.
Warum will ich zu diesem Ablauf zurück? Oder:
Warum will ich einen bestimmten, neuen Ablauf modifizieren?
Bist du also mit deinen Mitarbeitern im Gespräch über dieses Ziel, ist es wichtig, dass du ihre Meinungen und Ideen, wie dieses Ziel erreicht werden kann, anhörst. Strebe eine Lösung mit einem Maximum an Individualität an, bei dem am Ende aber vor allem eines zählt:
Die Lösungsmöglichkeit, die umgesetzt wird, ist diejenige, die du und deine Kanzlei oder du und dein Unternehmen für den optimalen Erfolg brauchen.
Wenn diese Lösung vereinbar ist mit individuellen Wünschen und Bedürfnissen deiner Mitarbeiter, dann ist das großartig und dann solltest du dieses Potenzial unbedingt nutzen.
Wenn sie sich jedoch nicht vereinbaren lässt und du und deine Kanzlei Abstriche machen müsstet, die den Erfolg deines Unternehmens konterkarieren, dann brauchst du alternative Lösungen.
Eine solche Lösung kann eine Umverteilung von Verantwortlichkeiten in deiner Kanzlei oder im Unternehmen sein.
Es kann aber auch sein, dass du für die nächsten Episode deiner Kanzlei-Geschichte oder deiner Unternehmensgeschichte eine andere Besetzung haben möchtest.
Welchen Preis bist zu bereit zu zahlen?
Die Einwände, die dir jetzt wahrscheinlich gerade durch den Kopf gehen, kann ich schon hören: Aber wir bekommen doch keine Mitarbeiter, der Arbeitsmarkt ist leergefegt. Wenn ich jemanden habe, der bestimmte Aufgaben gut erfüllen kann, dann muss ich den doch halten!
Das kann ich sehr gut verstehen, ich habe genau denselben Wunsch. Auch ich habe oft genug Kompromisse gemacht und an Mitarbeitern festgehalten habe, obwohl ich wusste, dass ich mich an einem Punkt verbiege, der den Erfolg meiner Kanzlei konterkariert.
Jetzt kommt die Frage, von der ich mir wünsche, dass du sie dir stellst.
Welchen Preis bezahlst du dafür, an diesen Mitarbeitern festzuhalten?
Das bedeutet nicht, dass du ihn nicht bezahlen sollst!
Es bedeutet nur, dass du für dich klar abwägen darfst: Ist es in Ordnung für mich, diesen Preis zu bezahlen? Fühlt es sich richtig an?
Ist das der Fall, ist das großartig.
Doch ich wünsche mir, dass du sehr, sehr ehrlich sowohl zu dir bist, als auch zu den Mitarbeitern, für die du ja ein Stück weit auch die Verantwortung tragen willst.
Faule Kompromisse verkaufen eure Zukunft!
Sie verkaufen die Zukunft deiner Kanzlei. Sie verkaufen deine Zukunft und sie verkaufen die Zukunft deiner Mitarbeiter, die in einem anderen Umfeld ohne faule Kompromisse möglicherweise viel mehr von dem bekämen, was sie sich wünschen.
Die Tatsache, dass wir uns an einer bestimmten Weggabelung trennen, bedeutet nicht, dass der gemeinsame Weg deswegen falsch war. Es heißt nur, dass wir vielleicht an irgendeinem Punkt mit anderen Weggefährten einen neuen Abschnitt unseres Weges gehen.
Was kannst du heute tun?
Ich möchte heute einfach nur den Gedanken für dich säen, damit du, wenn du vor der Entscheidung stehst, wie viel Individualität du zulassen möchtest oder auch nicht, Ich möchte, dass du eine Hierarchie für deine Entscheidungsfindung zur Hilfe hast.
Die wichtigste Erkenntnis für mich ist:
Als allererstes sind deine Bedürfnisse und die Bedürfnisse deiner Wunschkanzlei, deines Wunschbusiness ausschlaggebend.
Das ist der Grund, warum du und dein Mitarbeiter überhaupt in einem Arbeitsverhältnis stehen. Du verfolgst mit deiner Wunschkanzlei oder deinem Wunschbusiness ein Ziel und der Deal ist, dass deine Mitarbeiter, unter den Bedingungen, zu denen sie damals Ja gesagt haben, gemeinsam mit dir in Richtung dieses Ziels rudern.
Deshalb kommen zuerst die Bedürfnisse der Kanzlei und danach kannst du überlegen:
Wie kann ich mein Ziel ideal und optimal mit den Wünschen und Bedürfnissen meiner Mitarbeiter vereinen?
Möglicherweise haben sich die Bedingungen des Deals über die Zeit verändert. Deswegen ist die Frage, die du dir VOR jedem Mitarbeitergespräch stellen darfst:
Was von den Bedingungen, die ihr damals geschlossen habt und die sich heute verändert haben, ist für dich verhandelbar, ohne deinen Erfolg zu kompromittieren und wo es gilt schlicht und ergreifend dein Gesetz?
Das ist der Kerngedanke, den ich dir heute mitgeben möchte, denn ich merke, dass diese Gespräche aktuell flächendeckend bei meinen Kunden, in den Betrieben und in den Kanzleien anstehen.
Nimm diesen Gedanken einfach mal mit und lass ihn für dich sacken.
Wenn du dir Unterstützung bei diesen Prozessen oder in der Vorbereitung solcher Gespräche wünschst, melde dich gerne bei mir. Ich unterstütze als Mediatorin auch durch Verhandlungs-Coaching. Das heißt, ich helfe Menschen dabei, ihre Klarheit im Rahmen einer Verhandlung zu finden und sich schon mal darauf vorzubereiten, diese Klarheit dann auch im Gespräch zu transportieren.
Schreib mir einfach oder buche dir eine Fokus-Session. Dann setzen wir uns zusammen. In einer Stunde können wir sehr, sehr viel Klarheit in diese Dinge bringen.
Auch in der Abenteuer Wunschkanzlei Mastermind sprechen wir natürlich sehr häufig über diese Themen, weil sie bei jedem von uns permanent präsent sind. Es würde mich freuen, wenn ich dich dabei unterstützen darf.
Wenn ich dir heute ein paar Gedanken mitgeben konnte, die es dir leichter machen, zwischen deinem Herzen und andererseits auch dem Erfolg der Kanzlei oder deines Unternehmens zu entscheiden und die beste Lösung für alle Beteiligten zu finden, dann freut mich das sehr. Ich wünsche dir eine zauberhafte Woche und einen zauberhaften Tag.
Liebe Grüße
deine Benita