Wenn das Pferd tot ist …

Prozesse neu überdenken

Wenn das Pferd tot ist, steig ab.

Dieses indianische Sprichwort kennst du sicherlich bereits. Dennoch denken wir im Alltag oft nicht daran, unsere „toten Pferde“ in Würde zu begraben.

Was war schon „immer“ so?

Überlege dir gerne einmal kurz, was du schon immer auf eine bestimmte Art und Weise getan hast. Du hast es aus einem bestimmten Grund so getan, weil es dir gedient hat. Es gab gute Gründe, warum du genau dieses „Pferd“ für dich ausgewählt und geritten hast.

Möglicherweise bist du jedoch inzwischen aus dem, was dir damals gedient hat, herausgewachsen. Es war damals vielleicht die beste Entscheidung und das Beste, was du tun konntest.

Doch es fühlt sich schon eine ganze Weile nicht mehr richtig für dich an.

Das ist nicht das Pferd, mit dem du in die Zukunft reiten möchtest.

Wie bemerkst du in deiner Wunschkanzlei, dass du ein „totes Pferd“ reitest?

Zunächst einmal merkst du es daran, dass dein Pferd im Laufe der Zeit immer langsamer geworden ist. Das bedeutet, dass Dinge, die du schon immer auf eine bestimmte Art und Weise gemacht hast und die du aus gutem Grund als vielversprechend in deiner Kanzlei eingeführt hast, auf einmal holprig und schwierig werden.

Sollte, könnte, müsste

Vielleicht merkst du auch, dass du eigentlich keine Lust mehr darauf hast. Oft erkennen wir es auch daran, dass wir etwas aufschieben, dass wir lieber etwas anderes tun und uns hinterher Vorwürfe machen, weil wir nicht das getan haben, was wir eigentlich tun „sollten„.

Das sind die Gefühle, die wir damit verbinden, wenn wir sagen: „Das ist irgendwie nicht mehr das Richtige“. Und oft gehen wir dann hart mit uns selbst ins Gericht. „Aber das war immer gut. Jetzt reiß dich zusammen und mach es einfach!“

Du bist nicht mehr du

Doch jedes Mal, wenn du es dann tust, fühlt es sich an, als ob du eine „Rolle“ spielst. Du bist nicht wirklich du selbst. Es kommt nicht aus deiner inneren Energie, sondern du reißt dich eben zusammen und arbeitest einen Prozess ab, den du irgendwann einmal als erfolgversprechend für dich definiert hast.

Die Ergebnisse bleiben aus

Und dann kommt der Zeitpunkt, an dem das Pferd nicht nur langsamer wird, sondern du vielleicht sogar bemerkst, dass es stehen geblieben ist und sich hingelegt hat.

Übersetzt auf deine Kanzlei bedeutet das, dass du zwar den Prozess durchläufst, doch die erwarteten Ergebnisse bleiben aus.

Am Ende des Prozesses wirst du nicht so belohnt, wie du es dir wünschst, obwohl du „brav“ deine Rolle gespielt und dich zusammengerissen hast, um es noch einmal zu tun. Du bist enttäuscht.

Was kannst du tun, wenn du ein „totes Pferd“ bemerkst?

Wir neigen dazu, nicht wahrhaben zu wollen, dass dieses Pferd, das wir mit so viel Liebe aufgezogen haben und mit dem wir so verbunden sind, plötzlich nicht mehr das richtige Pferd für uns sein soll. Es fühlt sich an, wie ein Verlust, den wir nicht akzeptieren wollen.

Wir wollen von diesem „toten Pferd“ nicht absteigen, weil es uns wie ein Verrat, eine Enttäuschung oder ein Verlust erscheint. Wir denken, wir haben versagt und fühlen uns daher schlecht.

Wechsele die Perspektive

Wenn du das bemerkst, könntest du die Sache auch anders sehen:

Du könntest dein treues „Pferd“, das dich bis hierhin getragen hat, in Dankbarkeit verabschieden.

Denn früher hast du diese Prozesse, Entscheidungen oder Gestaltungen in deiner Wunschkanzlei aus gutem Grund so designt. Es war eine tolle Zeit, die ihr miteinander hattet. Doch diese Zeit hat sich überlebt. Du bist gewachsen und vorangekommen, und das, was früher perfekt war, ist jetzt nicht mehr passend für die Schritte, die du in deinem jetzigen Entwicklungsstand gehen möchtest. 

Deshalb brauchst du ein neues Pferd, um dein nächstes Ziel zu erreichen.

Doch das bedeutet nicht, dass an dem alten Pferd etwas schlecht war oder dass du irgendetwas falsch gemacht hättest. Es hat sich einfach überlebt, und du musst nun neue Wege beschreiten. Das ist kein Versagen und auch keine Enttäuschung oder Verlust.

Neues wagen

Dieser Abschnitt deines Lebens ist vorbei, und du möchtest einen neuen beginnen. Das ist grundsätzlich eine positive Energie.

Nur empfinden wir sie häufig im Kanzleikontext nicht unmittelbar als positiv, weil wir das Gefühl haben, dass es jetzt unsicher wird und unruhig.

Wir wissen noch nicht, ob das, was jetzt neu in unser Leben kommt, wirklich für uns funktionieren wird. Wir wissen nur, dass das Alte einmal sehr gut funktioniert hat. In diesem Moment wünschen wir uns oft, dass wir es wieder zum Laufen bringen könnten, dass unser Pferd wieder aufsteht und es genauso schön wird wie früher. 

Die Unsicherheit, die mit der Neudefinition verbunden ist, scheint oft zusätzlich zu dem Stress, den wir gerade haben, zu viel für uns. Deshalb versuchen wir, die Entscheidung vielleicht noch ein wenig aufzuschieben.

Dennoch steht ein totes Pferd nicht wieder auf. Je früher du jedoch in Dankbarkeit und Liebe akzeptierst, dass du mit diesem Pferd nicht mehr weiterkommst, desto eher kannst du deinen nächsten Schritt gehen.

Wie kannst du deine nächsten Schritte gestalten und neue Energie finden, um dein Ziel zu erreichen? 

Eine Möglichkeit ist, dass du dir Zeit nimmst, um in Ruhe darüber nachzudenken. Ich weiß, dass es im Alltag eines Steuerberaters nicht immer einfach ist, aber versuche einmal, dich hinzusetzen und zu überlegen, was dich gerade stört und was sich nicht mehr richtig anfühlt. 

Frage dich, was du gerne ändern würdest, damit es sich für dich wieder gut und richtig anfühlt. Sei ehrlich zu dir selbst und überlege, was du stattdessen wollen würdest.

Was brauchst du, um glücklich zu sein? Schau, womit du dich vielleicht ablenkst oder Dinge aufschiebst, auf die du keine Lust hast. Frage dich, worauf du wirklich Lust hättest. Lass diese Gedanken zu und zensiere dich nicht.

Nutze die Hand-Hirn-Verbindung

Idealerweise nimmst du ein Notizbuch und gehst in ein Setting, in dem du ungestört bist und nicht in deinem normalen Kanzleiumfeld.

Stelle dir folgende Frage: „Wenn es überhaupt nicht schiefgehen könnte, dann würde ich …“

Schreibe diese Frage als allererstes in dein Notizbuch und dann notiere alles, was dir einfällt – völlig unzensiert. Sammle nur Ideen und schreibe alles auf, was dir durch den Kopf geht. Du kannst dabei auch aufschreiben, wie traurig du bist, dass manche Dinge nicht mehr funktionieren, die mal gut für dich waren, und was du dir wünschst, damit es für dich wieder funktioniert.

Außer dir sieht niemand all diese Gedanken. Du kannst ganz entspannt sein und alle Ideen, die dir kommen, erst einmal sammeln.

Nutze die Kraft deines Teams – wenn du es möchtest

Wenn du alle deine Ideen gesammelt hast, kannst du dir Zeit gemeinsam mit deinem Team nehmen, falls du eines in deiner Wunschkanzlei hast. Vielleicht geht es um Prozesse, die nicht nur dich, sondern auch deine Teammitglieder betreffen.

Könnt ihr gemeinsam brainstormen? Dann nutze die Kraft deines Teams. Ansonsten kannst du diese Schritte auch sehr gut mit dir selbst erleben.

Wähle eine Idee aus und starte!

Welche dieser Ideen ist für euch oder für dich alleine gerade am spannendsten? Wo juckt es dich richtig in den Fingern, das auszuprobieren?

Wähle eine dieser Ideen aus und starte damit. Setze sie einfach mal um. 

Ich weiß, dass das leichter gesagt als getan ist, weil dann all die „Ja, aber …“-Gedanken in deinem Kopf auftauchen. „Ja, aber was, wenn es nicht funktioniert?“ „Und wenn ich es jetzt so mache, muss ich das immer so machen?“ „Wer weiß, ob das die richtige Entscheidung ist?“ 

Tu mir und vor allem dir selbst einen Gefallen für deine Wunschkanzlei:

Erfinde keine Regeln, an die du dich selbst nicht halten willst, und gib dir die Erlaubnis, dich einfach auszuprobieren.

Die einzige Regel in diesem Kontext lautet: Es ist dein Sandkasten, es sind deine Regeln. Probiere einfach etwas aus. Wenn es dir gefällt, mach es nochmal. Wenn nicht, probiere etwas anderes aus. Es wird nichts Schlimmes passieren.

Probieren geht über Studieren

Problematisch wird es immer dann, wenn wir etwas noch nicht im Alltag erprobt haben und einfach ein neues Gesetz schreiben und sagen: „So, hier ist die neue Idee und das machen wir ab jetzt immer so“.

Dann hängst du dieser neuen Idee ein so schweres Gewicht um den Hals, dass sie möglicherweise niemals für dich fliegen kann.

Also nimm die Leichtigkeit mit, bleibe ergebnisoffen und sage: „Okay, wir probieren das jetzt mal aus“.

Wenn es gut ist, behältst du es bei und verbesserst es für die Zukunft. Wenn es nichts für dich ist, keinen Spaß macht oder keine Ergebnisse bringt, dann lässt du es in der Zukunft wieder.

Das ist die Leichtigkeit, die mit der Wunschkanzlei kommt.

Deine Wunschkanzlei ermöglicht es dir, dich auszuprobieren und zu experimentieren, um herauszufinden, was für dich am besten funktioniert, ohne dass jemand Regeln aufstellt, die du nicht befolgen möchtest. Das ist meine Botschaft für heute.

Ich hoffe, dass du in dieser Woche für dich selbst Zeit findest, um zu überlegen, welche „Pferde“ in deiner Wunschkanzlei möglicherweise in den wohlverdienten Ruhestand geschickt werden oder einfach über die Regenbogenbrücke gehen dürfen. Und was kannst du stattdessen mit Leichtigkeit ausprobieren?

Ich wünsche dir eine wundervolle Woche und wir hören und sehen uns bald wieder.

Bis dann

Deine Benita

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Über die Autorin

Benita Königbauer

Ich bin Benita, Business Mentorin, Profit First Professionals-Ausbilderin, zertifizierte Fix-This-Next-Beraterin, Wirtschaftsmediatorin und Steuerberaterin aus München und ich finde: das Unternehmerleben darf auch leicht sein! Falls Du Dich also schon mal gefragt hast, warum manche Unternehmer offenbar einfach mühelos erfolgreich sind und andere scheinbar immer 'von-der-Hand-in-den-Mund" leben, weißt Du schon, wo ich mich am liebsten tummele 🙂

Außerdem bin ich Übersetzerin für "Bürokratisch - Deutsch", "Umständlich - Deutsch" und "Peinlich - Deutsch" im Bereich Finanzen und Erfolg. Ich schreibe und spreche also über Themen, um die wir gerne einen Bogen machen und deshalb dann eben oft auf der Stelle treten.

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