Vom Formulare ausfüllen zur Beraterkanzlei

Zeit für Beratung schaffen

Vom Ausfüllen von Formularen zur reinen Beraterkanzlei. Ist das überhaupt möglich?

Diese Frage wird mir tatsächlich sehr oft gestellt. Und aus eigener Erfahrung kann ich sagen: Ja, es ist möglich. Ich habe es geschafft. Und wenn ich es kann, kannst du es auch!

Ich habe mit einer herkömmlichen Steuerkanzlei begonnen, in der meine Hauptaufgabe darin bestand, meinen Mandanten den Ärger mit dem Finanzamt abzunehmen und alle Formulare ordnungsgemäß auszufüllen sowie fristgerecht einzureichen. Vielleicht kennst du das alles aus deinem eigenen Alltag in einer klassischen Steuerkanzlei.

Und vielleicht geht es dir genauso wie mir damals, dass du dich hin und wieder fragst: Eigentlich wollte ich doch Berater werden. Was ist mit all diesem Formularausfüllen?

Natürlich ist es schön und gut. Es ist nicht so, als ob uns das keinen Spaß machen würde. Es ist okay. Bis zu einem gewissen Grad machen wir es gerne. Aber es kann doch nicht alles sein, was wir als Steuerberater für unsere Mandanten tun und erleben.

Wir wollen beraten. Immerhin heißt es Steuerberater.

Wie soll das funktionieren?!

Also, wie kommst du jetzt dahin? Denn im Moment sieht es vielleicht eher so aus: Wann soll ich noch Zeit zum Beraten finden?

Manchmal passiert es dir vielleicht sogar, dass ein Mandant uns um Beratung bittet und du denkst: Oh mein Gott, wann soll ich das denn jetzt auch noch schaffen?!

Und genau so ging es mir damals auch.

Es beginnt mit (d)einer Entscheidung

Wenn ich rückblickend betrachte, wie es mir gelungen ist, meine klassische Steuerkanzlei zu einer reinen Beraterkanzlei umzugestalten, kann ich sagen, dass es alles mit einer Entscheidung begann.

Ich weiß, es klingt ein wenig wie ein Märchen, schön zwar, doch vielleicht auch ein wenig unglaubwürdig. Aber vielleicht möchtest du dich einfach einmal auf den Gedanken einlassen:

Was wäre, wenn es wahr wäre? Was wäre, wenn es tatsächlich möglich wäre? Und was wäre, wenn diese Aussage stimmt? Es ist wirklich „nur“ eine Entscheidung von dir dazu nötig.

Entscheidung? Wofür?

Wozu musst du dich also entscheiden, damit es funktioniert?

Für einen kleinen ersten Schritt! Nicht mehr, aber auch nicht weniger.

Und nur, damit wir uns richtig verstehen: das bedeutet nicht, dass du jetzt im Voraus alles bis ins kleinste Detail planen musst und dir unzählige Gedanken über den gesamten Weg machen musst. Es ist überhaupt nicht notwendig, dass du bereits den gesamten Weg vor dir siehst.

Es genügt, wenn du dich heute einfach nur für einen winzigen ersten Schritt entscheidest.

Wenn du dich zum Beispiel entscheidest, dass du in Zukunft nicht mehr nur zu 100 % Formulare ausfüllen und den Mandanten Ärger mit dem Finanzamt ersparen wirst, sondern auch zusätzlich beraten möchtest, ist das eine großartige erste Entscheidung. Und es trifft genau das, was oft von uns verlangt wird, proaktiv unsere Mandanten zu beraten.

Denn du hast im Alltag sowieso jede Menge interessante Erkenntnisse, die für Mandant X oder Mandant Y relevant sein könnten. Doch häufig fehlen einfach die Zeit und die Kapazitäten, um dem wirklich nachzugehen und mit unserem Mandanten darüber ins Gespräch zu kommen.

Genau das meine ich, wenn ich dich bitte, heute eine Entscheidung für einen kleinen ersten Schritt zu treffen.

Wie kann das konkret aussehen?

Lass mich den Prozess etwas aufdröseln, damit du etwas Handfestes daraus mitnehmen kannst und auch weißt, wie solche Schritte für dich umsetzbar werden können – wie dieses vermeintliche Märchen für dich tatsächlich zur Realität werden kann.

1 Finde etwas, das du nicht mehr tun wirst – und was stattdessen

Als Erstes könntest du etwas in deiner Kanzlei identifizieren, dass du ab sofort nicht mehr tun möchtest.

Hierbei möchte ich dir jedoch eine kleine Warnung mitgeben:

Vermeide zu große Veränderungen auf einmal. Du könntest dir natürlich vornehmen: „Okay, die Lohnabrechnung ist ein großer Bereich, der mich immer wieder in Anspruch nimmt und ablenkt. Ab sofort bieten wir keine Lohnabrechnung mehr an.“

Das ist zwar grundsätzlich möglich, aber es könnte für dich ziemlich holprig werden, da die Lohnabrechnung momentan vielleicht eine Kerndienstleistung deiner Kanzlei ist und viele Mandanten möglicherweise neben der Lohnabrechnung auch andere Dienstleistungen von dir beziehen.

Dadurch könntest du eine Menge Unruhe schaffen und das Letzte, was du bei deinem ersten Schritt gebrauchen kannst, ist eine Menge Unruhe. Du möchtest diese Veränderung möglichst reibungslos und unauffällig gestalten, sodass es von außen betrachtet kaum spürbar ist und keine große Aufregung entsteht. Daher empfehle ich dir, mit etwas kleinerem anzufangen.

Was möchtest du gerne tun? Du möchtest mehr beraten.

Also könnte dein erster Schritt darin bestehen, einen bestimmten Tag, zum Beispiel Freitag, ausschließlich für Beratungsleistungen zu reservieren. An diesem Tag widmest du dich spannenden Beratungsprojekten, interessanten Themen oder deinen Lieblingsprojekten – was immer für dich persönlich passt.

Alles, was von Montag bis Donnerstag passiert, ist völlig in Ordnung, darf derweil so bleiben, wie es ist. Aber diesen einen Tag schaufelst du dir nach und nach frei.

2 Bestimme dein Zeitfenster

Hier kommt der zweite Aspekt ins Spiel: Setze dir ein Zeitfenster, innerhalb dessen du dieses Ziel erreichen möchtest.

Du könntest zwar auf einmal angehen, aber bedenke, dass es wiederum Unruhe verursachen könnte, wenn deine Freitage aktuell bereits vollständig verplant hast und dann plötzlich den gesamten Freitag streichst. Es könnte sehr stressig werden, die bisherige Freitags-Arbeit an den anderen Tagen zusätzlich zu bewältigen.

Das ist auch der Irrtum, dem viele erliegen, die unüberlegt beschließen: Wir führen eine 4-Tage-Woche ein.

Eine Vier-Tage-Woche ist großartig, aber nur, wenn du sicherstellst, dass die Arbeitslast problemlos in vier Tage passt. Das ist ein Prozess und nicht etwas, was von jetzt auf gleich geschieht.

Genauso verhält es sich mit deinem neuen Beratungsfreitag.

Definiere für dich ein Zeitfenster, in dem diese Veränderung schrittweise stattfinden darf.

Praktische Zeiträume für solche Projekte sind oft 90 Tage oder 12 Wochen. Das ist auch der Grund, warum mein Love-Your-Business-Sprint auf 12 Wochen ausgelegt ist. Da 12 Wochen gerade so kurz sind, dass wir sie gut im Blick behalten können, aber lang genug, um Schritt für Schritt neue Gewohnheiten zu etablieren. Damit die Gewohnheiten am Ende eines solchen Zeitraums auch tatsächlich die Chance haben, uns in Fleisch und Blut übergegangen zu sein.

Ein Zeitraum von zwölf Wochen oder 90 Tagen ist übrigens ein optimaler Zeitraum für solche Projekte – gerade so kurz, dass wir ihn gut überblicken können und lang genug, um in Ruhe Schritt für Schritt umzusetzen.

Deine Entscheidung könnte also lauten: Innerhalb der kommenden 90 Tage habe ich meine Freitage für Beratungen freigeschaufelt und habe bereits zwei Mandanten für Beratungsprojekte zum Thema XY (dein Lieblings-Beratungsthema) gewonnen.

3 Definiere Meilensteine, Messkriterien und plane deine Schritte

Egal, wie motiviert du gerade bist, du rennst jetzt bitte nicht einfach mit dem Ziel vor Augen los, sondern nimmst dir bitte noch einen kurzen Moment der Ruhe, um rückwärts von deinem Ziel zurück zum heutigen Tag zu planen.

Was muss tatsächlich gegeben sein, damit meine Freitage in 90 Tagen frei sind und ich bereits zwei Beratungsprojekte gewonnen habe?

Von dort aus planst du rückwärts, welche Schritte in jeder einzelnen Woche erforderlich sind, um von Punkt A zu Punkt B zu gelangen: Von vollen, unbefriedigenden Arbeitstagen, in denen du Formulare ausfüllst und den Mandanten Ärger mit dem Finanzamt vom Hals hältst, hin zu Freitagen, an denen du mit Freude und Elan deine Lieblingsberatungen durchführst.

Du schaust rückwärts: Was muss in Woche 11 geschehen sein, damit du in Woche 12 dein Ziel umgesetzt haben kannst? Wo möchtest du in Woche 10 stehen, um das in Woche 11 zu erreichen? Ganz entspannt von hinten nach vorne. Und dann weißt du genau, mit welchem ersten Schritt du beginnen wirst.

Du wirst außerdem sofort bemerken, ob der 12-Wochen-Zeitraum realistisch für dich ist. Das kannst du anhand von Meilensteinen feststellen. Diese Meilensteine zeigen dir bereits auf dem Weg, ob du gut vorankommst, ob du deine Route einhältst und ob du mit der richtigen Geschwindigkeit unterwegs bist. Sie sind wichtig für dich, um zwischendurch deinen Fortschritt zu evaluieren.

Dazu wählst du Kennzahlen und Merkmale, anhand derer du klar erkennst, ob du auf dem richtigen Weg bist. An diesen Kontrollpunkten möchtest du dann unbedingt innehalten und prüfen, wo du zurzeit stehst, ob du im Plan liegst, oder ob du Anpassungen vornehmen willst.

4 Committment – 100% hinter dir stehen!

Dies ist wahrscheinlich die wichtigste aller Zutaten und gleichzeitig der schwierigste Schritt:

Dein absolutes, hundertprozentiges Commitment, nichts – wirklich gar nichts – zwischen dich und deine Entscheidung kommen zu lasen, das dich von diesen geplanten Schritten ablenken kann!

Du merkst wieder, wie wichtig es genau deswegen ist, dass du dir nicht zu viel vornimmst, sondern kleine, realistisch geplante Schritte wählst, die du gut in deinen momentanen Alltag integrieren kannst., damit du nicht an irgendeinem Punkt entnervt aufgibst.

Die Energie hoch halten und Momentum gewinnen

In meinem Love your Business SPRINT achte ich deshalb genau darauf, dass meine Teilnehmer nicht mehr als drei kleine Schritte pro Woche in die richtige Richtung unternehmen. Wir überlegen gemeinsam, welche Schritte in dieser Woche realistisch sind, gemessen an den Meilensteinen, die sie erreichen möchten. Wir schauen dabei natürlich auch in den Kalender und planen, wann diese Schritte stattfinden sollen. Denn wenn es im Kalender steht, maximiert das die Wahrscheinlichkeit, dass es tatsächlich passiert. Du gibst dir selbst die Chance, daran zu denken, wenn du es direkt vor Augen hast.

Der Love your Business SPRINT hat einen besonderen Zauber: Er hält deine eigenen Wünsche, Ziele, Bedürfnisse und Prioritäten im Blick. Es gelingt dir viel leichter, deine Prioritäten auf die gleiche Stufe wie die Prioritäten aller anderen zu stellen. Das ist weder egoistisch, noch ist es hedonistisch. Es ist vielmehr der vernünftige und nachaltige Weg, wie du deine Steuerkanzlei dorthin führen kannst, wo du sie haben möchtest. Zum besten für dich, deine Mitarbeiter und deine Mandanten. Das gelingt nur, wenn du deine Prioritäten mit derselben Liebe und Aufmerksamkeit berücksichtigst wie die Prioritäten aller anderen, seien es deine Mandanten, Mitarbeiter oder andere Menschen um dich herum.

Deshalb ist es so wichtig, dass wir uns genau darauf konzentrieren und dass du es immer präsent hast.

Dein Ziel, mit dem du dich jede Woche verbindest, ist bereits in dir verankert.
Du weißt ganz klar, dass du dich in dieser Woche um diese drei kleinen Schritte kümmern musst.
Nicht mehr, nicht weniger.
Es ist heute noch nicht wichtig, was in Woche 11 ansteht.
Du musst nicht die gesamte mentale Last des Gesamtplans in deinem Kopf tragen. 
Stattdessen hast du einen Plan.
Drei Schritte sind diese Woche wichtig, und du hast sie geplant und sie werden geschehen.

Das ist es, was dich sicher, realistisch und ohne große Unruhe zu deinem Ziel führt.

Dein Bonus: Jeder einzelne verwirklichte Schritt bestätigt, dass du deine Ziele erreichen kannst. Das heißt, du gewinnst auch noch Momentum unterwegs, weil jedes erreichte Teilziel dich darin bestärkt, den nächsten Schritt zu gehen.

Das ist der Zauber eines solchen Plans. Und dieser beginnt mit deiner Entscheidung.

Deine idealen Verbündeten

Idealerweise gehst du diesen Weg nicht allein, denn allein sind wir auch allein mit unserem Ego, das uns allerlei Geschichten erzählt, warum es diese Woche doch nicht funktioniert und warum etwas anderes wichtiger ist.

Stattdessen suchst du dir ideale Commitment-Partner. Einen oder mehrere Menschen, die dich verstehen. Es ist wichtig, dass sie verstehen, welches Ziel du verfolgst und warum dieses Ziel so wichtig für dich ist.

Diese Commitment-Partner sollten dich sehr mögen. Du solltest ihnen wichtig genug sein, dass sie dich einerseits liebevoll bei deinen Schritten unterstützen, andererseits aber auch bereit sind, dir mit konstruktiver Kritik entgegenzutreten. Das bedeutet, dass sie dir keine Ausreden durchgehen lassen oder dich flüchten lassen, sondern dich liebevoll wieder zurückholen und sagen: Eigentlich hattest du etwas anderes geplant. Bitte sag mir noch einmal, wann du deine drei Schritte machen wirst.

Selbst – und gerade dann – wenn du denkst, dass alles zu stressig für dich ist und du alles hinschmeißen möchtest, sind das die Menschen, die dich unterstützen und dich auffangen.

Falls du bereits solche Menschen in deinem Umfeld hast, ist das großartig. Wenn nicht, dann nimm dir gerne ein ganzes Team von Unterstützern mit an Bord.

Ein solches starkes Team findest du jedes Quartal in meinem Love your Business SPRINT, den ich bereits angesprochen habe. Der SPRINT ist ein zwölf Wochen Commitment-Programm, das jedes Quartal neu startet und das ich genau zu diesem Zweck professionell designt habe.

Während des SPRINT begleite ich meine Teilnehmer eben genau dabei, ihre persönlichen Schritte zu gehen. Wir werden dich anfeuern, dich liebevoll auffangen, dich aber auch nicht mit deinem eigenen Bullsh*t davonkommen lassen, um dich erfolgreich an dein Ziel zu führen.

Wie sieht dein Wunschziel für das kommende Quartal aus? Und was würde es für dich bedeuten, im kommenden Quartal dein Wunschziel zu erreichen?

Setz dich jetzt hin, nutze die Hinweise in diesem Beitrag und überlege dir, wie du dein persönliches „Märchen“ in Bezug auf deine Beratungskanzlei oder jedes andere Ziel wahr werden lassen kannst.

Das ist mein Impuls für dich heute.

Ich wünsche dir viel Erfolg und freue mich von dir zu hören, wie es dir dabei ergeht und wie ich dich am besten unterstützen kann.

Liebe Grüße

deine Benita.

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Über die Autorin

Benita Königbauer

Ich bin Benita, Business Mentorin, Profit First Professionals-Ausbilderin, zertifizierte Fix-This-Next-Beraterin, Wirtschaftsmediatorin und Steuerberaterin aus München und ich finde: das Unternehmerleben darf auch leicht sein! Falls Du Dich also schon mal gefragt hast, warum manche Unternehmer offenbar einfach mühelos erfolgreich sind und andere scheinbar immer 'von-der-Hand-in-den-Mund" leben, weißt Du schon, wo ich mich am liebsten tummele 🙂

Außerdem bin ich Übersetzerin für "Bürokratisch - Deutsch", "Umständlich - Deutsch" und "Peinlich - Deutsch" im Bereich Finanzen und Erfolg. Ich schreibe und spreche also über Themen, um die wir gerne einen Bogen machen und deshalb dann eben oft auf der Stelle treten.

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