Das Grundgesetz deiner Wunschkanzlei

Dein Wunschkanzlei-Grundgesetz

Wenn ich meinen Job richtig mache, zahlst du nachher mehr Steuern als jetzt.

Das war die Tagline für meine Mandanten in meiner Kanzlei damals. Natürlich habe ich den Satz so nicht stehen lassen, es gibt natürlich einen Nachsatz dazu: … aber es wird dir nichts ausmachen!

Ja, das ist schon eine etwas ungewöhnliche Positionierung für einen Steuerberater, denn meistens erwarten unsere Mandanten, dass sie zum Steuerberater gehen, um weniger Steuern zu zahlen. Manche erwarten sogar, dass wir dem Finanzamt für sie den letzten Cent abtrotzen.

Deine Positionierung zeigt deine Haltung  

Warum habe ich also eine solche Positionierung gewählt?

Weil meine Mandanten, diejenigen, die ich anziehen wollte, tatsächlich eine andere Zielsetzung hinter dem Steuerberater gesehen haben.

Und wie bin ich damit umgegangen, wenn ich mit jemandem gesprochen habe, der die übliche oder die zumeist vorgesehene Zielsetzung für seinen Bereich gehabt hat?

Ich kann mich an eine Anfrage von einem sehr netten Interessenten erinnern. Er wollte seine gesamten Einnahmen, seine Firmen, alles, was er hatte, auf die Isle of Man verlegen und hat mich gefragt, ob ich ihn dabei unterstützen kann. 

Meine Frage dazu war: Ja, lebt ihr denn dann auch auf der Isle of Man? Gehen deine Kinder dort zur Schule? Nutzt ihr dort die Infrastruktur? 

Er erwiderte: Nein, die bleiben natürlich in Rosenheim.

Das war für mich der Moment, in dem ich wusste: Okay, das ist nicht mein Mandant, das ist nicht meine Zielsetzung. Das ist nicht die Art der Gestaltung, die ich gerne machen möchte.

Das ist meine Haltung. Nicht die Haltung, sondern meine persönliche Haltung.

Jeder hat eine Haltung – was ist deine?

Jeder hat seine eigene persönliche Haltung und seine eigene persönliche Grenze dazu, wie er mit Anliegen von Mandanten umgehen möchte. 

Die Bandbreite reicht von: Ich hol’ den letzten Cent für dich beim Finanzamt raus.

Bis zu: Ich konzentriere mich im Wesentlichen darauf, dass dein Unternehmen gesund dasteht, dass deine Finanzen gesund dastehen. Und ja, das mag vielleicht darin resultieren, dass du am Ende mehr Steuern zahlst als vorher. Deswegen, weil du mehr Geld verdienst als vorher.

Irgendwo in diesem Bereich wird wahrscheinlich auch deine Haltung liegen. Und genau das ist der Punkt. 

Nichts davon ist verkehrt und alle diese verschiedenen Abstufungen von Haltungen werden am Markt gebraucht und nachgefragt. 

Es gibt Menschen, die wollen durch jeden Ring springen, den der Gesetzgeber aufgestellt hat, weil es ihnen ein persönliches Bedürfnis ist, möglichst wenig Steuern zu zahlen, auch wenn das von ihnen bestimmte Verhaltensweisen verlangt.

Dann wiederum gibt es Mandanten, die so sind wie meine, die gesagt haben: Ganz ehrlich, mir ist das alles zu anstrengend. Ich möchte einfach nur Frieden haben mit dem Finanzamt. Ich will nicht mehr zahlen als nach Recht und Gesetz notwendig, aber es ist mir auch nicht sehr viel Aufwand wert, weniger zu zahlen als vielleicht jetzt, indem ich durch irgendwelche Ringe springe.

Alle diese Mandanten haben den richtigen Berater verdient. 

Deswegen finde ich es so schön, dass wir in der Vielzahl der Berater – ebenso wie der liebe Gott einen großen Tiergarten bei den Mandanten hat – wir einen großen Tiergarten bei den Beratern haben. Und so passt alles wunderbar zusammen.

Warum erzähle ich dir das?

Weil sich aus dieser Gemengelage in der Wunschkanzlei manchmal Probleme ergeben.

Vielleicht kennst du das auch, wenn es dich regelrecht zerreißt zwischen den Wünschen und Erwartungen deiner Mandanten und deinem eigenen Wertesystem?

Nehmen wir das Beispiel des netten Interessenten mit seiner Idee von der Isle of Man. Hätte ich dieses Mandat angenommen, hätte ich mich bei der Bearbeitung oder in allem, was damit zusammenhängt, niemals wirklich wohl gefühlt, da es nicht mit meinen persönlichen Werten und Überzeugungen übereinstimmt.

Mir wurde das erst klar, als ich begonnen habe, darüber nachzudenken, warum ich mich bei manchen Aufträgen so unwohl fühlte und bei anderen überhaupt nicht. 

Finde deine Klarheit

Deshalb ist es wichtig, dass du diese unklare Gemengelage – über die wir nicht nachdenken, wenn wir unsere Kanzlei gerade gründen – heute betrachtest und dich fragst:

  • Warum fühlen sich manche Dinge für mich seltsam an?
  • Warum tue ich mich so schwer mit etwas, das für andere Berater vielleicht völlig normal ist und auch in Ordnung ist?
  • Warum hänge ich mich daran auf?
  • Warum ist das für mich schwierig?

Solange wir nicht genau hinschauen und diese Antworten für uns definieren bleibt die Situation unklar für uns und das Gefühl der Zerrissenheit erhalten. 

Sobald wir unsere Klarheit gefunden haben, verschwindet das Gefühl der Zerrissenheit und wir können danach streben, dass unsere Mandanten gut zu unseren Werten passen. Vor allem ist es extrem wichtig, dass auch unsere Mitarbeiter gut zu diesem Wertesystem passen.

Das kannst du besser

Ich erinnere mich auch daran, dass es gelegentlich in Steuerkanzleien, in denen ich angestellt gearbeitet habe, Situationen gab, in denen ich ein ungutes Gefühl hatte. Weil ich diese Art von Mandanten nicht haben wollte oder nicht ihren Anforderungen gerecht werden wollte. Und das bedeutet, dass ich für diese Mandanten vermutlich auch nicht meine beste Leistung erbracht habe. 

Anders als bei den Mandanten, die hervorragend zu mir gepasst haben, bei denen ich vielleicht sogar nach Feierabend noch darüber nachgedacht habe: Hey, was könnte man noch Gutes für sie tun? 

Genau das sind diese kleinen Unterschiede: bestimmte Menschen bekommen aufgrund dessen, dass sie nicht so gut zu deinem Wertesystem passen, vielleicht eher „Dienst nach Vorschrift“ von dir, was okay ist, aber halt nicht außergewöhnlich. 

Und für andere, mit denen du besonders gut harmonierst, gehst du auch die extra Meile, da du persönlich engagiert bist, weil es dir wichtig ist, dass du für sie deine beste Leistung bringst. 

Wäre es nicht am allerschönsten, wenn wir es immer so miteinander einrichten könnten, dass jeder Topf sein Deckelchen findet?

Für welchen Topf bist du der Deckel?

Wir sind nun wirklich genug Steuerberater in diesem Land und es gibt auch mehr als genug Mandanten. Insofern sollte es eigentlich möglich sein, dass jeder Topf seinen Deckel findet. 

Doch all das steht und fällt damit, dass wir als Berater für uns selbst Klarheit finden:

  • Was ist denn eigentlich mein Wertesystem?
  • Was ist das Grundgesetz, nach dem meine Wunschkanzlei funktioniert?

4 Tipps für dein Wunschkanzlei-Grundgesetz

1. Gehe dem Grummeln auf den Grund

Der erste Schritt, den du gehen kannst, wenn du hin zu mehr Freiheit und weg von diesen störenden Gefühlen in bestimmten Angelegenheiten möchtest, ist das Sammeln von Ereignissen, die bei dir diesen Nachgeschmack oder dieses Grummeln auslösen.

  • Wann tritt das auf?
  • In welchen Situationen tritt das auf?
  • Was ist in der jeweiligen Situation die Erwartungshaltung des Mandanten?
  • Und was genau stört dich daran?

2. Kläre die Ursache

Im nächsten Schritt, schaust du:

  • Warum stört mich das eigentlich?
  • Was genau ist der Stein des Anstoßes?
  • Und was müsste für mich gewährleistet sein, damit es sich gut und richtig anfühlt?

So kommst du der Sache auf die Spur und kannst im dritten Schritt nach Gemeinsamkeiten suchen. 

3. Finde Gemeinsamkeiten

Anhand dieser Informationen kannst also untersuchen, in welchen verschiedenen Situationen, mit unterschiedlichen Erwartungen und Ausgangslagen du dich immer wieder anstößt und dich unwohl fühlst. Suche diese Gemeinsamkeiten. 

4. Leite Grundregeln daraus ab

Wenn du die Gemeinsamkeiten gefunden hast, fällt es meistens relativ leicht, daraus die zugrunde liegenden Werte und Grundregeln abzuleiten.

Dadurch siehst du dann schon relativ deutlich, was der gemeinsame Nenner ist, was dich wurmt und was du nicht magst. 

Das löst eine Regel aus, die du für dich aufstellen möchtest, sozusagen einen Paragraphen deines Grundgesetzes, damit jeder versteht, wie bei dir der Hase läuft.

Beispiele machen es anschaulich

Drei kleine Beispiele aus meinem Grundgesetz kann dir vielleicht dabei helfen, besser zu verstehen, was ich hier eigentlich meine:

„Gescheit oder gar nicht“ bedeutet, ich bin einfach nicht der Typ für Gemauschel. Wenn ich schon nur mit einem halben Auge hinschauen darf oder nur mit einem halben Hirn denken darf, ist mir das zu anstrengend. Ich möchte das nicht tun. Deshalb gilt bei mir „gescheit oder gar nicht“. Ich betrachte den Sachverhalt in seiner Ganzheit und behandele ihn so, wie er behandelt werden sollte. Selbst wenn der Mandant sich andere Behandlungsweisen vorstellt, gehe ich nicht darauf ein.

 „Win-win or no deal“ war und ist immer noch eine meiner wichtigsten Grundregeln in meinem Grundgesetz. Das bedeutet, ich handle nicht auf Kosten anderer. Wenn ich mit Menschen zu tun habe, die ihren eigenen Vorteil auf Kosten anderer suchen, bekomme ich ein ungutes Gefühl. Ich bin der Meinung, dass wir immer eine Lösung finden können, bei der alle Beteiligten glücklich und zufrieden sind. Oder auf den Deal verzichten.

 „Lösungen statt Ausreden“ ist mir wichtig. Ich mag keine Schuldzuweisungen und große Entschuldigungen. Wenn etwas nicht funktioniert hat, geht es mir darum, dass wir uns auf die Zukunft konzentrieren. Wie können wir es in Zukunft besser machen, anstatt uns lange mit Schuldfragen zu beschäftigen oder in der Vergangenheit zu bohren, die wir sowieso nicht mehr ändern können.

Das sind drei kleine Beispiele für Grundregeln, die für mich gelten. Für dich mögen ganz andere gelten. 

Daher ist der finale Schritt für dich, dein eigenes Grundgesetz für dich zu formulieren. Es können drei oder vier kurze Sätze sein, die dir und anderen Menschen klar zeigen, wie du die Dinge handhabst. Das ist das Grundgesetz deiner Wunschkanzlei.

Halte dich selbst an dein Grundgesetz

Der wichtigste Punkt jedoch ist: halte dich dann auch daran. 

Lass an diesen Punkten – das sind deine Grundwerte – keine Grauzonen zu.

Sobald du Grauzonen zulässt, kommst du wieder in den Konflikt, bekommst wieder dieses Grummeln, diesen unangenehmen Nachgeschmack. Und das ist genau das, wovon du weg wolltest. Du wolltest die Aufträge mit Freude, Leichtigkeit und Liebe erledigen können.

Hilf anderen, dein Grundgesetz anzuerkennen

Jetzt ist es natürlich so, dass du möglicherweise einen Mandanten- oder Mitarbeiterstamm hast, der dein Grundgesetz noch nicht kennt, weil du es bisher noch nicht kommuniziert hast, da es dir bisher auch selbst noch nicht so klar war. 

Das bedeutet, deine Mandanten und deine Mitarbeiter dürfen sich möglicherweise erst ein kleines bisschen oder auch etwas mehr an deine neue Klarheit gewöhnen. 

Sei hier geduldig, bleib liebevoll, aber auch konsequent in der Sache. 

Halte an deinen Werten fest. Bleib in deinem Verhalten vollkommen klar, kommuniziere deutlich, was du möchtest, was du nicht möchtest und was es bei dir in Zukunft nicht mehr gibt. Finde einen guten, wertschätzenden Weg mit den Menschen in deinem Umfeld, wie – und ob überhaupt – ihr in Zukunft mit solchen Konflikten umgehen wollt. 

Das kann manchmal anstrengend sein, das gebe ich gerne zu. Doch die Belohnung dafür ist, dass du Schritt für Schritt zu einer Wunschkanzlei kommst, in der es ausschließlich Menschen gibt, die deine Werte teilen und genau das von dir erwarten, was sich für dich gut und richtig anfühlt.

Das ist Leichtigkeit. Das ist Wunschkanzlei. 

Dabei möchte ich dich natürlich gerne unterstützen. Wenn du dir also Unterstützung dabei wünschst, diese vier Schritte oder auch ein paar mehr durchzugehen und zu schauen, wie du diese Leichtigkeit erreichen kannst, dann stehe ich selbstverständlich gerne für dich zur Verfügung.

Sehr gerne entwickle ich gemeinsam mit dir dein Grundgesetz, wenn du das möchtest, schreib mir einfach, und wir finden einen Weg.

Bis dahin alles Liebe,

Deine Benita. 

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Über die Autorin

Benita Königbauer

Ich bin Benita, Business Mentorin, Profit First Professionals-Ausbilderin, zertifizierte Fix-This-Next-Beraterin, Wirtschaftsmediatorin und Steuerberaterin aus München und ich finde: das Unternehmerleben darf auch leicht sein! Falls Du Dich also schon mal gefragt hast, warum manche Unternehmer offenbar einfach mühelos erfolgreich sind und andere scheinbar immer 'von-der-Hand-in-den-Mund" leben, weißt Du schon, wo ich mich am liebsten tummele 🙂

Außerdem bin ich Übersetzerin für "Bürokratisch - Deutsch", "Umständlich - Deutsch" und "Peinlich - Deutsch" im Bereich Finanzen und Erfolg. Ich schreibe und spreche also über Themen, um die wir gerne einen Bogen machen und deshalb dann eben oft auf der Stelle treten.

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